Franziskus hat die große Wiedereröffnung der französischen Kathedrale Notre Dame am vergangenen Wochenende bewusst gemieden - stattdessen besuchte er das Mittelmeer, wo Tausende von Migranten umgekommen sind.
Der eintägige Besuch von Papst Franziskus auf der französischen Insel Korsika am Sonntag stellt das Mittelmeer in zweifacher Hinsicht in den Mittelpunkt: einerseits in Bezug auf die lokalen Traditionen der Gläubigen, andererseits bezüglich dem Sterben von Migranten und der Kriege.
Der Besuch in Korsikas Hauptstadt Ajaccio, dem Geburtsort Napoleons, wird einer seiner kürzesten jenseits der italienischen Grenzen sein. Er dauert nur etwa neun Stunden, einschließlich eines 40-minütigen Besuchs beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Es ist der erste päpstliche Besuch auf der Insel, die 1768 von Genua an Frankreich abgetreten wurde und die näher am italienischen Festland liegt als Frankreich.
Papa Francescu, so der Name des Papstes auf Korsisch, wird auf der vom Bischof von Ajaccio, Kardinal Francois-Xavier Bustillo, organisierten Konferenz über den Glauben im Mittelmeerraum vor rund 400 Teilnehmern sprechen.
Der Papst wird in seinen Ausführungen auch auf die lokalen religiösen Traditionen eingehen, die auf Korsika besonders stark ausgeprägt sind. Dazu gehört auch der Kult der Jungfrau Maria, der unter dem Namen Madonuccia bekannt ist und die Insel 1656 vor der Pest bewahrt haben soll.
"Das Mittelmeer ist die Kulisse dieser Reise, umgeben von Krisen- und Konfliktsituationen“, sagte Vatikansprecher Matteo Bruni. Der Papst hat oft schon öfters auf die Tragödie der Migration hingewiesen, die, wie er sagte, das Mittelmeer in „Europas größten Friedhof“ verwandelte.
Treffen mit Macron geplant
Nach der Konferenzansprache wird er zur Kathedrale Santa Maria Assunta aus dem 17. Jahrhundert reisen, um sich mit Geistlichen zu treffen, und auf dem Weg dorthin an der Statue der Madonuccia Halt machen. Franziskus wird die Messe im Park der Place d'Austerlitz feiern - dem Park, wo Napoleon als Kind gespielt haben soll. Es werden etwa 7.000 Gläubige erwartet. Vor dem 50-minütigen Rückflug nach Rom wird er sich am Flughafen mit Macron zu einem privaten Gespräch treffen.
Franziskus war Anfang des Monats nicht nach Paris gereist, um an den Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung der Kathedrale Notre Dame teilzunehmen. Der Besuch auf der kleinen Insel Korsika scheint seinen Prioritäten weitaus eher zu entsprechen, als die Wiedereröffnung einer großen Kathedrale mit prominenten Gästen.
Es ist die dritte Reise von Franziskus nach Frankreich, jedes Mal hatte er Paris und die Protokolle, die ein Staatsbesuch mit sich bringt, vermieden. Im Jahr 2023 besuchte er die Hafenstadt Marseille, um an einem jährlichen Gipfeltreffen der Bischöfe des Mittelmeerraums teilzunehmen, und 2014 reiste er nach Straßburg, um vor dem Europäischen Parlament und dem Europarat zu sprechen.
Auf Korsika leben rund 340.000 Menschen. Die Insel gehört seit 1768 zu Frankreich. Auch dort gibt es Gewalt, Bestrebungen um Autonomie und eine einflussreiche nationalistische Bewegung. Macron hatte vergangenes Jahr vorgeschlagen, der Insel begrenzte Autonomie zu gewähren.