Rund 30.000 Demonstranten gingen in Brüssel auf die Straße, um sich gegen eine geplante Rentenreform zu wehren.
Feuerwehrleute, Lehrer, Beamte... in der belgischen Hauptstadt Brüssel gingen am Montag rund 30.000 Menschen auf die Straße, um vereint gegen eine geplante Rentenreform zu demonstrieren. Die Gewerkschaften hatten dazu aufgerufen.
Der Regierungskoalition in spe, Arizona, die aus fünf Parteien besteht - Neu-Flämische Allianz (N-VA), flämische Christdemokraten (CD&V), Zentrumspartei „Les Engagés“, den Liberalen (MR) sowie den flämischen Sozialisten (Vooruit) ist es sieben Monate nach den Parlamentswahlen noch immer nicht gelungen, eine Regierung zu bilde. Einen Entwurf für eine Rentenreform hat sie aber auf den Tisch gelegt.
Sonderregelungen betroffen
Diese würde die Sonderregelungen betreffen, die es insbesondere Eisenbahnern, Polizisten und Soldaten ermöglicht, früher in den Ruhestand zu gehen.
"Was die Beamten, die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst betrifft, gibt es Systeme, die man Vorzugsregelungen nennt, die verschwinden könnten. Dadurch wird man viel länger arbeiten müssen, um die gleichen Rechte zu haben", sagte Thierry Bodson, Präsident der Gewerkschaft FGTB, gegenüber Euronews.
"Wir sehen auch, dass wichtige Fortschritte der letzten Regierung, eine Verbesserung der Mindestrente, sowohl was den Zugang als auch die Höhe betrifft, infrage gestellt werden und somit hauptsächlich Arbeitnehmerinnen Gefahr laufen, viel zu verlieren, wenn die Maßnahmen durchkommen", fügte er hinzu.
Rentenalter von 67 Jahren angestrebt
Das gesetzliche Rentenalter in Belgien wurde am 1. Januar 2025 von 65 auf 66 Jahre angehoben, bevor es 2030 67 Jahre erreichen soll.
Da die Bevölkerung immer älter wird, belasten die Renten den Staatshaushalt zunehmend: 63 Milliarden Euro pro Jahr.
Die Arizona-Koalition will daher jährlich 3 Milliarden Euro einsparen.
"Es gibt viele Möglichkeiten, Geld einzusparen und in die Kassen zu bringen, nicht immer muss man es bei denselben Leuten holen, den Arbeitnehmern, sagte Marie-Hélène Ska, Generalsekretärin des Christlichen Gewerkschaftsbundes (CSC), gegenüber Euronews.
"Ich erinnere daran, dass in Belgien zum 1. Januar 2025 das Rentenalter von 65 auf 66 Jahre gestiegen ist. Man braucht heute 45 Berufsjahre, um eine volle Rente zu bekommen, und langsam wird es wirklich schwierig, noch darüber hinaus zu gehen", fügt sie hinzu.
Durch den Generalstreik waren Flug- und Bahnverkehr stark beeinträchtigt, zwei Drittel der Züge, die die großen Städte miteinander verbinden, standen still.
Am Flughafen von Charleroi hoben ab Montagmittag keine Flugzeuge mehr ab.
Der Internationale Flughafen Brüssel informierte die Reisenden, dass etwa 40 Prozent der Flüge nicht starten.
Stand der Dinge in Europa
Das gesetzliche Renteneintrittsalter ist in den einzelnen Mitgliedstaaten unterschiedlich. In Polen liegt es für Frauen bei 60 Jahren, in Deutschland, Dänemark, Italien und den Niederlanden jedoch bei 67 Jahren.
In Frankreich wurde das gesetzliche Renteneintrittsalter 2023 von 62 auf 64 Jahre verlängert. Die Rentenfrage hat in den letzten Monaten in der öffentlichen Debatte an Bedeutung gewonnen.
Der Rat der Europäischen Union empfahl den Mitgliedstaaten 2019, ihre Rentensysteme zu reformieren, um die Staatsverschuldung zu verringern.