Newsletter Newsletters Events Veranstaltungen Podcasts Videos Africanews
Loader
Finden Sie uns
Werbung

Faktencheck: Haben Merz, Macron und Starmer zusammen Kokain genommen?

Keir Starmer, Emmanuel Macron und Friedrich Merz an Bord eines Zuges nach Kyjiw am 9. Mai 2025.
Keir Starmer, Emmanuel Macron und Friedrich Merz an Bord eines Zuges nach Kyjiw am 9. Mai 2025. Copyright  Stefan Rousseau/AP
Copyright Stefan Rousseau/AP
Von James Thomas
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
Diesen Artikel teilen Kommentare
Diesen Artikel teilen Close Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopieren Copy to clipboard Copied

Friedrich Merz, Emmanuel Macron und Keir Starmer wird vorgeworfen, auf einer Zugreise in die Ukraine Kokain genommen zu haben. EuroVerify erklärt, was hinter den Anschuldigungen steckt.

WERBUNG

In viralen Social-Media-Beiträgen wird behauptet, dass Bundeskanzler Friedrich Merz, der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer auf ihrer Reise nach Kyjiw beim Kokainkonsum erwischt worden seien.

Im Mittelpunkt der Behauptungen steht ein Video, das die drei Staats- und Regierungschefs bei der Begrüßung in einem Zug von Polen in die Ukraine zeigt. Dort trafen sie sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, um ihre Unterstützung für das Land zu bekräftigen.

In den sozialen Medien wird behauptet, dass es sich bei dem weißen Gegenstand neben Macrons Glas um einen Beutel Kokain handele, den er eilig entferne. Der Gegenstand neben der Hand des Bundeskanzlers Merz solle demnach ein Schnupflöffel sein.

Die Vorwürfe kommen auch aus den Spitzenkreisen der russischen Regierung: Die Sprecherin des Außenministeriums Marija Sacharowa postete auf ihrem offiziellen Telegram-Kanal, dass das Trio gemeinsam "high" geworden sei.

"Offenbar so sehr, dass sie vergessen haben, ihre Instrumente (Tasche und Löffel) zu entfernen, bevor die Journalisten eintrafen", behauptete sie.

Nutzer sozialer Medien behaupten, dass Macron, Merz, Starmer und Selenskyj Kokain nehmen würden.
Nutzer sozialer Medien behaupten, dass Macron, Merz, Starmer und Selenskyj Kokain nehmen würden. Euronews

Ein Fall russischer Propaganda?

Die Anschuldigungen weisen Merkmale einer breit angelegten russischen Desinformationskampagne auf, die der Glaubwürdigkeit der Ukraine und ihrer Verbündeten schaden soll.

Der Élysée-Palast erklärte auf X, dass es sich bei dem angeblichen Beutel Kokain lediglich um ein Taschentuch handele und dass die "Fake News" von Frankreichs Feinden im In- und Ausland verbreitet worden seien.

"Wenn die europäische Einheit unbequem wird, geht die Desinformation so weit, dass ein einfaches Taschentuch zur Droge gemacht wird", hieß es in der Mitteilung.

Ein Sprecher der deutschen Regierung erklärte gegenüber EuroVerify, die Behauptungen seien "absurd". Das ukrainische Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation sprach von einem "peinlichen" Fall von "russischer Propaganda".

"Um die Absurdität noch zu verstärken, hat sich das russische Außenministerium den Desinformationsbemühungen angeschlossen, indem seine offizielle Sprecherin Marija Sacharowa die Lüge öffentlich wiederholte", hieß es. "Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Russland auf Propagandatricks zurückgreift, anstatt Diplomatie zu betreiben."

"Wenn das russische Außenministerium versucht, aus einer Serviette einen internationalen Skandal zu machen, bedeutet das eindeutig, dass Moskau keine echten Argumente mehr hat", fügte das Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation hinzu.

In der Tat wurden die Anschuldigungen von pro-russischen Accounts und Dutzenden kremlfreundlicher Medien im Internet verbreitet und sogar von extrem rechten Personen, die der Ukraine regelmäßig kritisch gegenüberstehen und Desinformationen verbreiten, aufgegriffen.

Eine Website namens "Global Euronews", die einen ähnlichen Namen wie Euronews trägt, um ihre Fehlinformationen zu legitimieren, verbreitete die Geschichte, ebenso wie andere Seiten, darunter EurAsia Daily und Pravda.Ru.

Zu den extrem rechten Persönlichkeiten, die das falsche Narrativ verbreiten, gehören der britische Anti-Islam-Aktivist Tommy Robinson (der auch unter seinem richtigen Namen Stephen Yaxley-Lennon bekannt ist) und der US-amerikanische Radiomoderator und Verschwörungstheoretiker Alex Jones, die nun behaupten, dass die Mainstream-Medien versuchen, die Geschichte zu vertuschen.

Die Gegenstände, die die Kontroverse ausgelöst haben, sehen jedoch wie ein Taschentuch und eine Art Rührstäbchen aus und haben nichts mit Drogen zu tun.

"Es sieht aus wie ein Taschentuch oder eine Serviette und ein bisschen Faden", sagte Catriona Matheson, Professorin für Substanzkonsum an der Universität Stirling, gegenüber EuroVerify. "Es gibt keinen Hinweis auf Kokain", fügte sie hinzu.

Das Taschentuch und das Rührstäbchen, die die Kontroverse ausgelöst haben.
Das Taschentuch und das Rührstäbchen, die die Kontroverse ausgelöst haben. Euronews

Bearbeitete Aufnahmen sollen Behauptungen untermauern

Sowohl die Associated Press als auch die Agence France-Presse, zwei seriöse Nachrichtenagenturen, haben einen Mitschnitt des Treffens veröffentlicht. Möglicher Drogenkonsum findet in den Meldungen keine Erwähnung. Außerdem wären die Agenturen sicherlich nicht in den Raum gelassen worden, wenn unmittelbar zuvor Drogen konsumiert worden wären.

Andere Accounts haben seitdem manipulierte Bilder verbreitet, die das Taschentuch eher wie einen Beutel Kokain aussehen lassen. Auch diese bearbeiteten Fotos sind letztlich Teil der Desinformationskampagne.

Das linke Bild wurde bearbeitet.
Das linke Bild wurde bearbeitet. Euronews

Der Tisch hat im Vergleich zum Originalvideo einen tieferen roten Farbton, und der angebliche Kokainbeutel erscheint im Vergleich zum Original viel glänzender. Das Glas daneben wurde ebenfalls digital verändert und wirkt staubiger als auf den Originalaufnahmen.

Die britische Regierung hat auf eine Bitte um Stellungnahme bisher nicht reagiert.

- Irina Sheludkova hat zu diesem Bericht beigetragen.

Zu den Barrierefreiheitskürzeln springen
Diesen Artikel teilen Kommentare

Zum selben Thema

Merz Versprechen in der Regierungserklärung: Bis zum Sommer geht's voran

Faktencheck: In welchem EU-Land sind die Züge am pünktlichsten?

Tod von 7 AfD-Kandidaten vor NRW-Wahl löst Verschwörungstheorien aus