Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum achten Mal seit Juni 2024 die Leitzinsen im Euroraum gesenkt. Damit will sie Impulse für die schwächelnde Konjunktur setzen. Die Inflation scheint damit unter Kontrolle.
Wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte, sinkt der für Banken und Sparer relevante Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf nun 2,0 Prozent.
Es handelt sich um die achte Zinssenkung, seit die EZB im Sommer 2024 ihren geldpolitischen Kurs gelockert hat. Damit werden Kredite für Unternehmen in der Regel günstiger, was Investitionen erleichtern und die Konjunktur beleben kann. Seit Beginn der Zinssenkungen hat die Notenbank den Einlagenzins bereits auf die Hälfte seines damaligen Niveaus reduziert.
Angesichts der drohenden hohen US-Zölle kann die Wirtschaft im Euroraum also nun auf günstigere Finanzierungsmöglichkeiten hoffen. Für Sparer hingegen dürften Tages- und Festgeldzinsen weiter sinken.
Fachleute hatten diesen Schritt bereits erwartet, da die Inflation im Euroraum weiter rückläufig war. Im Mai sank die Teuerungsrate auf 1,9 Prozent und lag damit sogar unter dem Inflationsziel der EZB von zwei Prozent.
Zwar dämpft die schwache Konjunktur die Inflation vorübergehend, doch langfristig könnten Zölle und gestörte Lieferketten sie deutlich anheizen. Eine höhere Inflation mindert die Kaufkraft, da Verbraucher sich für ihr Geld weniger leisten können. Doch auch anhaltend sinkende Preise sind für Zentralbanken problematisch: In einem solchen Umfeld könnten Unternehmen und Haushalte Investitionen aufschieben – in der Erwartung weiter fallender Preise. Das wiederum würde die Konjunktur zusätzlich belasten.
Prognosen nach unten korrigiert
Für das laufende Jahr erwartet die EZB nun eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent statt zuvor 2,3 Prozent, für 2026 rechnet sie mit 1,6 Prozent statt 1,9 Prozent. Trotz des Zollkonflikts mit den USA hält die Notenbank für dieses Jahr an ihrer Wachstumsprognose von 0,9 Prozent für den Euroraum fest. Für 2026 sagt sie ein BIP-Wachstum von 1,1 Prozent voraus – etwas weniger als die noch im März geschätzten 1,2 Prozent.
Die EZB erklärte, dass die Unsicherheit rund um die Handelspolitik kurzfristig insbesondere Investitionen und Exporte belasten dürfte. Mittel- bis langfristig könnten jedoch steigende staatliche Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur das Wirtschaftswachstum zunehmend stützen.
"Wir sind entschlossen, die Inflation dauerhaft auf unser mittelfristiges Ziel von zwei Prozent zu bringen", betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einer Mitteilung. Sie verwies zugleich darauf, dass wachsende staatliche Investitionen in Bereiche wie Verteidigung und Infrastruktur das Wirtschaftswachstum mittelfristig zunehmend stützen dürften.
Zum weiteren geldpolitischen Kurs äußerte sich die EZB zurückhaltend: "Der EZB-Rat legt sich im Voraus nicht auf einen festen Zinspfad fest", hieß es aus der Notenbank.