Die Papierindustrie setzt in Portugal weiterhin auf große Flächen mit Eukalyptus für ihre Produktion und macht auf ihre Forschung zu Alternativen für Plastik aufmerksam. Eukalyptus wirke wie Brandbeschleuniger mahnen Forstwirte.
Auf Portugals Straßen ein häufiger Anblick: Eukalyptusbäume, so weit das Auge reicht. Der hochentzündliche Eukalyptus, der für tödliche Waldbrände wie 2017 mitverantwortlich gemacht wird, ist die am weitesten verbreitete Baumart in Portugal und nimmt 10 Prozent der gesamten Fläche ein.
Die Produktion landet in Fabriken wie der von Navigator, Europas größtem Hersteller von Druckpapier und eines der führenden Unternehmen der Papierindustrie. Navigator will die Nachhaltigkeit fördern und bringt Produkte wie geformte Zellulose auf den Markt, die eine ökologische Alternative zu Plastik sein soll. Das Unternehmen will weiter in die Produktion solcher Verpackungen investieren.
Greenwashing mit Plastik-Alternativen?
Entwickelt wurde das Produkt von RAIZ, einem Forschungsinstitut, das fast vollständig von Navigator finanziert wird, nämlich zu 97 Prozent. Handelt es sich hier um eine Form des Greenwashing durch die Industrie?
António Estudante de Oliveira, Direktor des Navigator-Werks in Cacia vernein. "Wir waren schon immer ein Unternehmen, das nach Nachhaltigkeit strebt, und die Tatsache, dass wir uns auf diese Art von Produkten zubewegen, ist eindeutig kein Greenwashing."
Für den Leiter der forstwirtschaftlichen Produktion bei Navigator ist nicht der Eukalyptus das Problem, sondern die Bewirtschaftung der Waldflächen. "Wir müssen das immer etwas negative Narrativ, das die Art mit einem Problem in Verbindung bringt, relativieren. Das Problem, das wir haben, ist ein Mangel an Bewirtschaftung, sei es bei Korkeichen, Kiefern oder Eukalyptus", so João Melo Bandeira. "Wir haben in Portugal ein Bild negatives Bild von dieser Art. Aber sie ist nicht das Problem. Als Lösung gibt es eine restriktivere Gesetzgebung für Eukalyptus, obwohl es eigentlich mehr Hilfe für die Eigentümer geben sollte, um besser zu wirtschaften."
Ein paar Kilometer weiter südlich in der Gemeinde Tomar koexistieren gut bewirtschaftete Flächen mit anderen - wo sich die Eukalyptusrinde stapelt: ein wahres Pulverfass. Forstexperte Domingos Patacho von der Umweltorganisation QUERCUS warnt vor den Gefahren der Monokulturen.
"Monokulturen stellen eine Gefahr für die räumliche Kontinuität dar. Wenn ein Feuer ausbricht, ist es viel schwieriger, es zu stoppen, als wenn es ein Gebiet mit landwirtschaftlich genutzten Tälern, mit einer Uferpromenade, mit Eschen und anderen Arten gibt, die widerstandsfähiger gegen Feuer sind. Sie verlangsamen die Intensität des Feuers und machen es einfacher, es zu bekämpfen. Außerdem sollte es im Hinblick auf die biologische Vielfalt mehrere Baumarten geben, damit es mehrere Arten von Lebensräumen gibt, die mit den dort vorkommenden Tierarten verbunden sind."
Papierhersteller sagen, dass der zunehmende Bestand an Eukalyptus in den Wäldern kein Problem darstellt. Forstwirte sehen das anders.