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Wie die Abwärme der Hamburger Kupferhütte die Stadt erwärmt, aber nicht den Planeten

Mit Unterstützung vonthe European Commission
Wie die Abwärme der Hamburger Kupferhütte die Stadt erwärmt, aber nicht den Planeten
Copyright  Euronews
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Von Davide Raffaele Lobina
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Das norddeutsche Hamburg verfügt über ein einzigartiges Fernwärmesystem. Das dafür benötigte Warmwasser wird größtenteils aus der Abwärme der städtischen Kupferhütte gewonnen, so dass kein CO₂ freigesetzt wird.

Das Hafencity-Areal, früher ein Teil des Hamburger Hafens, ist heute ein zukunftsweisendes Stadtentwicklungsprojekt. Seit 2018 sind die Gebäude in der östlichen HafenCity an ein Fernwärmenetz angeschlossen, das mit industrieller, CO₂-freier Abwärme betrieben wird. Für die Realisierung des Projekts haben sich das Multi-Metall-Unternehmen Aurubis und der Energieversorger Enercity Contracting zusammengeschlossen. 

Das Fernwärmenetz der HafenCity Ost wird mit CO₂-freier Abwärme aus der Kupferhütte des Multi-Metall-Unternehmens Aurubis gespeist
Das Fernwärmenetz der HafenCity Ost wird mit CO₂-freier Abwärme aus der Kupferhütte des Multi-Metall-Unternehmens Aurubis gespeist Euronews

Zum damaligen Zeitpunkt war es laut Dr. Manfred Schüle, Geschäftsführer der Enercity Contracting, das größte Projekt seiner Art in Deutschland. Inzwischen wurden jedoch ähnliche Fernwärmesysteme entwickelt. 

„Dieses Projekt ist einzigartig, weil wir Abwärme aus einer Quelle nutzen, bei der fossile Brennstoffe bisher keine Rolle gespielt haben“
Dr. Manfred Schüle
Geschäftsführer der Enercity Contracting

Woher stammt die CO₂-freie industrielle Abwärme?

Wenige Kilometer von der HafenCity entfernt produziert die Aurubis-Hütte jährlich über 400.000 Tonnen Reinkupfer. 

Die Abwärme entsteht bei einem chemischen Prozess zur Herstellung von Schwefelsäure, einem Nebenprodukt der Kupferraffination. Dabei reagiert der im Kupferkonzentrat enthaltene Schwefel mit Sauerstoff.

„Es handelt sich um eine exotherme Reaktion, bei der Wärme entsteht. Es ist also vollkommen CO₂-frei, es wird kein Gas verbrannt, die Wärme ist einfach vorhanden“
Dr. Holger Klaassen
Direktor Corporate Energy & Climate Affairs bei Aurubis
Dr. Holger Klaassen, Direktor Corporate Energy & Climate Affairs bei Aurubis, vor der Kontaktanlage, in der durch eine exotherme Reaktion Schwefelsäure gewonnen wird
Dr. Holger Klaassen, Direktor Corporate Energy & Climate Affairs bei Aurubis, vor der Kontaktanlage, in der durch eine exotherme Reaktion Schwefelsäure gewonnen wird Euronews

Aurubis musste die Anlage so umbauen, dass die entstehende Wärme aufgenommen und in Warmwasser umgewandelt werden kann. Dieses Wasser wird dann über ein von Enercity Contracting gebautes 3,7 Kilometer langes Rohrleitungsnetz in die Stadt transportiert.

Zunächst muss das Wasser ins Netz gepumpt werden. Möglich ist dies durch ein zentrales Element des Projekts, die Energiezentrale von Enercity Contracting.

Luftaufnahme der Energiezentrale von Enercity Contracting auf der Insel Peute
Luftaufnahme der Energiezentrale von Enercity Contracting auf der Insel Peute Euronews

In der Energiezentrale wird das heiße Wasser außerdem gespeichert, um Schwankungen zwischen Wärmeangebot und -nachfrage auszugleichen. 

„Wenn keine Wärme von unserem Partner verfügbar ist, haben wir ein Backup-System, das Wärme für unsere Kunden über einen Kessel bereitstellt, der mit Erdgas betrieben werden kann“, ergänzt Dr. Schüle.

Dr. Manfred Schüle, Geschäftsführer von Enercity Contracting, mit einem Kollegen in der Energiezentrale neben dem Pumpsystem, das die Fernwärme antreibt
Dr. Manfred Schüle, Geschäftsführer von Enercity Contracting, mit einem Kollegen in der Energiezentrale neben dem Pumpsystem, das die Fernwärme antreibt Euronews

Enercity Contracting investierte 8 Millionen Euro in die Energiezentrale, davon wurden 2,9 Millionen Euro durch die europäische Kohäsionspolitik kofinanziert.

Das Gesamtbudget für die Wärmeversorgung der HafenCity Ost lag bei über 40 Millionen Euro. Aurubis und Enercity Contracting investierten jeweils mehr als 20 Millionen Euro.

Durch die Nutzung industrieller Abwärme können jährlich bis zu 120.000 Tonnen CO₂ eingespart werden

Neben der Energiezentrale entschloss sich der Erste-Hilfe-Set-Hersteller Hans Hepp, seine beiden Ölkessel durch Fernwärme zu ersetzen, um seine 12.000 m² große Anlage zu heizen.

Geschäftsführer Christian Beckmann sagt: „Der Anschluss an die CO₂-arme Wärme von Enercity Contracting war für uns ein großer Schritt – wir konnten unseren CO₂-Fußabdruck um 170 Tonnen pro Jahr reduzieren.“

Heute ist das Projekt dank einer zusätzlichen Partnerschaft mit dem Lieferanten Hamburger Energiewerke gewachsen.

Insgesamt gelingt es Aurubis und beiden Partnern, bis zu 28.000 Haushalte in mehreren Hamburger Stadtteilen mit industrieller Wärme zu versorgen und dabei bis zu 120.000 Tonnen CO₂-Emissionen einzusparen.

Hamburg zeigt mit dieser Lösung, wie industrielle Abwärme genutzt werden kann, um Städte klimafreundlich mit Energie zu versorgen.

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