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In welchen europäischen Ländern gilt die Wehrpflicht für Frauen?

Ein niederländischer Offizier und ein deutscher Offizier des Panzerbataillons 414 stehen nebeneinander auf dem Truppenübungsplatz des Gefechtsübungszentrums des Heeres in Colbitz-Letzlinger
Ein niederländischer Offizier und ein deutscher Offizier des Panzerbataillons 414 stehen nebeneinander auf dem Truppenübungsplatz des Gefechtsübungszentrums des Heeres in Colbitz-Letzlinger Copyright  AP Photo
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Von James Thomas & Tamsin Paternoster
Zuerst veröffentlicht am
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Deutschland plant die Wiedereinführung des Wehrdienstes - aber nur Männer müssen sich dafür verpflichten. In anderen Ländern werden auch Frauen zum Dienst in der Armee verpflichtet. The Cube hat die Fakten.

Wer über den Wehrdienst spricht, redet meist nicht von Soldatinnen. Doch eine breite Debatte auf Social Media zeigt, dass manche an der Fairness dieser Regelung zweifeln. Auch in Deutschland wird nicht nur über ein neues Wehrdienstmodell, sondern darüber hinaus über die Verpflichtung von Frauen in den Streitkräften diskutiert.

Nach dem neuen Plan, auf den man sich nach monatelangen Debatten geeinigt hat, werden alle 18-jährigen Männer als diensttauglich betrachtet. Diese müssen sich einer obligatorischen Registrierung und medizinischen Untersuchung unterziehen und einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie ihr Interesse an einer vollständigen Einberufung bekunden können.

Der Plan basiert darauf, dass sich genügend Freiwillige für den Dienst in der Bundeswehr melden. Sollte dies nicht gelingen, wird die Regierung andere Möglichkeiten in Betracht ziehen, darunter ein System, bei dem die Personen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden.

Obwohl das Projekt im Prinzip geschlechtsneutral ist, müssen nur junge Männer den Fragebogen ausfüllen und an den obligatorischen medizinischen Untersuchungen teilnehmen. Frauen sind eingeladen, sich anzumelden, werden aber nicht dazu verpflichtet.

Diese Unterscheidung hat in den sozialen Medien eine Welle von Debatten und Behauptungen ausgelöst, von denen einige die Grenze zwischen Kritik und Fehlinformation verwischten.

Warum sind Frauen nicht verpflichtet, in den Streitkräften zu dienen?

In einem Online-Posting wird angedeutet, dass Frauen absichtlich von den deutschen Streitkräften oder der Bundeswehr ausgeschlossen werden; in anderen wird behauptet, dass Deutschland Frauen zum Wehrdienst zwingt; und in wieder anderen wird es als Versagen des Feminismus gewertet, dass die Bewegung nicht darauf gedrängt hat, den Eintritt in die Streitkräfte für Frauen zur Pflicht zu machen.

Warum also sind Frauen nicht wie Männer verpflichtet, sich bei der Bundeswehr zu melden? Kurz gesagt, weil das deutsche Grundgesetz dies nicht zulässt - zumindest noch nicht.

Artikel 12a des deutschen Grundgesetzes besagt, dass Männer "vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einer Zivilschutzorganisation verpflichtet werden können". Frauen sind von diesem Gesetzestext nicht erfasst.

Sie sind jedoch nicht von der Teilnahme ausgeschlossen - Frauen sind nur nicht gesetzlich dazu verpflichtet.

Seit 2001 dürfen Frauen nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das ihnen den uneingeschränkten Zugang zur militärischen Laufbahn ermöglichte, in militärischen Kampfpositionen dienen. In der Bundeswehr gibt es derzeit mehr als 24.000 Soldatinnen, das sind rund 13 Prozent des militärischen Personals.

Soldaten nehmen an einer Veranstaltung anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Bundeswehr in Berlin, Deutschland, am Mittwoch, 12. November 2025, teil.
Soldaten nehmen an einer Veranstaltung anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Bundeswehr in Berlin, Deutschland, am Mittwoch, 12. November 2025, teil. AP Photo

Rechtsexperten, Aktivisten und Feministinnen haben erklärt, dass der Teil des Grundgesetzes, der Frauen von den Streitkräften ausschließt, im Widerspruch zu Artikel 3 Absatz 2 steht, der die Gleichberechtigung von Frauen und Männern garantiert. Andere wiederum argumentieren, dass Frauen gegenüber Männern grundsätzlich benachteiligt seien, was durch die Wehrpflicht nur noch verstärkt würde.

Bundeskanzler Friedrich Merz hat signalisiert, dass er für eine Änderung des Grundgesetzes zur Einführung der Wehrpflicht für Frauen offen sei, aber sein Weg ist politisch heikel.

Eine Verfassungsänderung würde eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag und damit Stimmen von ganz links und ganz rechts erfordern.

Die Linkspartei ist seit langem gegen die Wehrpflicht, auch für Frauen, und die Rechts-Außen-Partei Alternative für Deutschland (AfD) ist zwar dafür, aber es ist nicht klar, wie viele ihrer Mitglieder dies auf Frauen und Männer ausweiten würden.

Wie sieht es in Europa mit der Wehrpflicht für Frauen aus?

Während Deutschland sich für ein Modell entschieden hat, bei dem die Freiwilligkeit an erster Stelle steht, sind einige seiner Nachbarländer weiter gegangen und haben die allgemeine Wehrpflicht eingeführt - und zwar für Männer und Frauen gleichermaßen.

In den vergangenen Jahren haben immer mehr europäische Länder die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, insbesondere in den nordischen Ländern.

Norwegen führte 2015 als erstes NATO-Land die Wehrpflicht für Frauen ein. Schweden folgte 2017 im Rahmen einer breiteren Initiative zur Wiedereinführung der Wehrpflicht, nachdem diese 2010 ausgesetzt worden war.

Vor kurzem hat Dänemark seine Wehrpflichtpolitik aktualisiert, um Frauen in ein lotterieähnliches System einzubeziehen, das 2026 in Kraft treten wird.

In einigen Ländern ist die Situation etwas differenzierter: In den Niederlanden ist die Wehrpflicht für Frauen seit 2018 gesetzlich verankert, aber dies war eher symbolisch, da die Wehrpflicht seit 1997 nicht mehr aktiv durchgesetzt wurde.

Insgesamt ist Deutschland jedoch kein Ausreißer in Europa. In den Ländern, in denen es eine Wehrpflicht gibt, ist die Einberufung von Frauen in den meisten Fällen freiwillig.

In Österreich, Zypern, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, der Schweiz und der Ukraine sind Frauen im Gegensatz zu den Männern nicht verpflichtet, sich zum Wehrdienst zu melden, aber sie können dies je nach Land freiwillig für unterschiedliche Aufgaben tun.

Das Gleiche gilt für Belarus, Russland und die Türkei. Kroatien wird sich dieser Gruppe Anfang 2026 anschließen.

In anderen europäischen Ländern sind weder Frauen noch Männer zum Militärdienst verpflichtet, sie können sich aber in unterschiedlichen Funktionen freiwillig melden.

In Europa sind Frauen zunehmend in Kampf- oder Frontfunktionen zugelassen, unter anderem in Frankreich, Polen, Spanien und dem Vereinigten Königreich.

Im Vereinigten Königreich zum Beispiel wurden im Dezember 2018 alle Funktionen in den Streitkräften für Frauen geöffnet. In Polen können Frauen technisch gesehen seit 1999 in allen militärischen Positionen dienen.

In Frankreich können Frauen technisch gesehen in fast allen Bereichen der Streitkräfte dienen, auch wenn die Integration schrittweise erfolgte: Frauen wurden erst 2017 auf atomar bewaffneten U-Booten zugelassen.

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