Newsletter Newsletters Events Veranstaltungen Podcasts Videos Africanews
Loader
Finden Sie uns
Werbung

Europa droht im Wettrennen um Rechenzentren im All den Anschluss zu verlieren

Europa muss jetzt investieren. Sonst fällt es im Wettlauf um Rechenzentren im All zurück.
Europa muss jetzt investieren. Sonst verliert es im Rennen um Rechenzentren im All. Copyright  Canva
Copyright Canva
Von Anna Desmarais
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
Teilen Kommentare
Teilen Close Button

Europa braucht rasch einen Fahrplan für Aufbau und Einsatz von Datenzentren im All. Sonst verpasst es eine neue Schlüsselindustrie, warnt ein Bericht.

Europa droht im Wettlauf um Rechenzentren im All zurückzufallen, wenn nicht umgehend ein Fahrplan für deren Einsatz steht, warnt ein Bericht.

Das European Space Policy Institute (ESPI) veröffentlichte eine Analyse zu weltraumgestützten Rechenzentren und warnt: Handelt Europa jetzt nicht, verpasst die EU eine „bedeutende, gerade entstehende“ Chance für die Digital- und Raumfahrtindustrie.

Der Bericht schätzt, dass die Branche bis 2030 auf rund 535 Milliarden Euro anwachsen könnte. Um vorn zu bleiben, braucht Europa jedoch einen Plan.

„Europa hat Raumfahrttechnologie auf Weltniveau und starke Institutionen … Die Frage ist, ob wir sie nutzen, um diese Revolution anzuführen, oder ob wir zusehen, wie andere die Zukunft des Rechnens bestimmen“, sagte Jermaine Gutierrez, Hauptautor des Berichts.

Rechenzentren sind Anlagen, in denen die Rechnerhardware steht, die generative Künstliche Intelligenz trainiert und antreibt.

Welche Vorteile haben Rechenzentren im All?

Im Jahr 2024 prüften die Europäische Kommission und der Luft- und Raumfahrtkonzern Thales die Machbarkeit, europäische Rechenzentren ins All zu bringen.

Demnach könnten Rechenzentren im All die europäische digitale Landschaft verändern. Sie böten eine umweltfreundlichere und souveränere Möglichkeit, die Daten bereitzustellen, die KI-Unternehmen für ihre Modelle brauchen – verglichen mit Lösungen am Boden.

Die Studie ergab, dass im All von Solarenergie gespeiste Rechenzentren den CO2-Fußabdruck, der beim Betrieb der Systeme am Boden entsteht, deutlich senken könnten.

Diese Rechenzentren wären nicht auf Wasser zur Kühlung angewiesen – anders als Anlagen am Boden. Thales betonte zudem die Wirtschaftlichkeit: Bis 2050 sei eine Rendite von mehreren Milliarden Euro möglich.

Um die Emissionsziele zu erreichen, empfiehlt der Bericht 2024, einen Träger mit geringeren Emissionen über den gesamten Lebenszyklus zu entwickeln.

Wie sollte Europa vorgehen?

Die ESPI-Autoren drängen Europa, laufende Förderprogramme wie die In-Orbit Demonstration / In-Orbit Validation und das General Support Technology Programme (GSTP) der ESA als „Testfelder“ für neue Technologien zu nutzen.

Dieses europäische Programm ist ein Forschungsprojekt, das Unternehmen bei Startdiensten und Betriebskosten unterstützt, um neue Technologien im Orbit zu erproben.

Das GSTP der ESA nimmt dagegen Ingenieurskonzepte auf und macht daraus Produkte, die in künftigen Missionen erprobt werden können.

Die Agentur bewirbt das GSTP als „eines der besten Instrumente in der ESA, um Europas Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zu sichern“, und hält es an der Spitze der technologischen Innovation.

Die Autoren hoffen zudem, dass die EU eine Initiative mit klarem Fahrplan vorlegt, wie Rechenzentren kommerziell in den Orbit gebracht und betrieben werden können.

Erhebliche Hürden bleiben

Vor dem Start des ersten Rechenzentrums ins All müssen europäische Unternehmen noch erhebliche Probleme lösen, heißt es in dem Bericht.

Laut dem US-Thinktank The Centre for Strategic and International Studies (CSIS) ist die günstigste Mission pro Kilogramm der Start mit SpaceX’ Falcon-Heavy-Rakete: geschätzt 1.500 Dollar (1.298 Euro) je Kilogramm.

Für diesen Preis bringt die Rakete Nutzlasten in einen niedrigen Erdorbit (LEO) in Höhen unter 2.000 Kilometern.

Wirtschaftlich würde es erst, wenn Starts unter 400 Dollar (346,32 Euro) je Kilogramm kosten, so der ESPI-Bericht.

SpaceX-Gründer Elon Musk sagte 2020, die Grenzkosten seiner Starship-Trägerrakete lägen bei weniger als eine Million Dollar (865.000 Euro) je Mission für mehr als 100 Tonnen in den Orbit, beziehungsweise bei zehn Dollar (8,65 Euro) je Kilogramm.

Sollte Starship diese Zusagen nicht einlösen, würden die Vorteile eines weltraumgestützten Rechenzentrums deutlich schrumpfen, heißt es.

Europäische Firmen, die an Rechenzentren im All arbeiten, müssen zudem klären, wie sie die Systeme kühlen – ohne Wasser.

Hinzu kommt die Frage, wie Wartungseinsätze an den Rechenzentren im Orbit ablaufen sollen.

Europas Luft- und Raumfahrt- sowie Technologiebranchen würden diese Probleme mit Bravour lösen und die Rechenzentren in den Orbit bringen, so der ESPI-Bericht.

Zu den Barrierefreiheitskürzeln springen
Teilen Kommentare

Zum selben Thema

Raumanzug einer französischen Sportmarke kommt nächstes Jahr im Orbit zum Test

Frankreich will seine Weltraumabwehr stärken: Das steht zuerst auf der Beschaffungsliste

NASA zeigt neue 3I/Atlas-Bilder: Was wissen wir über den Kometen?