Fachleute warnen: Der Klimawandel macht Flüge holpriger. Fluggesellschaften suchen neue Wege, um die Sicherheit und den Komfort der Passagiere zu verbessern.
Eine Fluggesellschaft setzt auf KI, um vorherzusagen, wann ihre Flüge in Turbulenzen geraten.
Turbulenzen lassen sich oft schwer umgehen. Auf dem Wetterradar im Cockpit sind sie meist nicht sichtbar. Häufig sind sie so lokal begrenzt, dass viele Wettermodelle sie gar nicht erfassen.
Fachleute warnen, dass der Klimawandel die Luft unruhiger macht. Airlines suchen deshalb nach neuen Mitteln, um Sicherheit und Komfort an Bord zu verbessern.
Todesfälle und schwere Verletzungen durch Turbulenzen sind sehr selten. Im vergangenen Jahr starb jedoch eine Person auf einem Singapore-Airlines-Flug von London. Auf einem Qatar-Airways-Flug nach Dublin wurden mehrere Menschen verletzt.
Klimawandel verschärft Turbulenzen
Turbulenzen sind laut der International Air Transport Association die häufigste Ursache für nicht tödliche Verletzungen bei Passagieren und Crew.
Todesfälle und schwere Verletzungen auf großen Flugzeugen sind selten. Dennoch wurden zwischen 2009 und 2021 laut der US-Luftfahrtbehörde FAA 146 Passagiere und Besatzungsmitglieder bei Turbulenzereignissen schwer verletzt.
Eine Studie von Meteorologen der University of Reading in Großbritannien ergab vergangenes Jahr: Der Himmel ist infolge des Klimawandels heute bis zu 55 Prozent holpriger als vor vier Jahrzehnten.
Wärmere Luft durch CO₂-Emissionen verändert die Strömungen im Jetstream. Das verstärkt die sogenannte Clear-Air-Turbulenz über dem Nordatlantik und weltweit.
An einem typischen Punkt über dem Nordatlantik, einer der meistbeflogenen Routen weltweit, nahm die jährliche Gesamtdauer schwerer Turbulenzen zwischen 1979 und 2020 um 55 Prozent zu, so die Forschenden.
Die größten Zuwächse gab es über dem Nordatlantik. Doch auch stark frequentierte Strecken über den Vereinigten Staaten, Europa, dem Nahen Osten und dem Südatlantik verzeichnen laut Studie einen deutlichen Anstieg der Turbulenzen.
Emirates setzt KI ein, um Turbulenzen vorherzusagen
„Airlines müssen sich überlegen, wie sie mit den zunehmenden Turbulenzen umgehen. Allein in den USA kostet das die Branche jedes Jahr 150 bis 500 Millionen Dollar [134 bis 465 Millionen Euro]“, sagte Mark Prosser, Meteorologe an der University of Reading, im vergangenen Jahr Euronews Travel.
„Jede zusätzliche Minute in Turbulenzen erhöht den Verschleiß am Flugzeug und das Verletzungsrisiko für Passagiere und Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter.“
Aktuelle Wettermodelle und Radare tun sich schwer mit Vorhersagen, wann es holprig wird. Ursache sind oft kleinskalige Wirbel, die zu lokal sind, um erfasst zu werden.
Jetzt setzt Emirates, die größte Fluggesellschaft im Nahen Osten, auf KI, um Turbulenzen an Bord besser vorherzusagen.
Das Unternehmen erklärt, die neue Technik erzeuge „Echtzeitdaten“. Sie markiert den Pilotinnen und Piloten entlang der Flugroute Zonen mit Turbulenzen.
Das System nutzt „Machine Learning, per Crowdsourcing erhobene Turbulenzdaten und Pilotenberichte“ und liefert dem Cockpit „Live-Visualisierungen der Turbulenzen direkt an Bord“.
Laut Emirates hat die neue Strategie bereits die Zahl unerwarteter Begegnungen mit Unwetter deutlich verringert.
„Wir stehen noch am Anfang, doch wir sehen bereits, wie sich der potenzielle Nutzen dieser Systeme bestätigt“, sagte Kapitän Hassan Alhammadi, Divisional Senior Vice President Flight Operations bei Emirates.
Er ergänzte, die Airline könne turbulenzfreie Flüge nicht garantieren. Die Technik habe jedoch im vergangenen Jahr zu einer „deutlichen Reduzierung“ unerwartet heftiger Turbulenzen beigetragen.