Erdbebenserie in Spanien

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Von Euronews
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Angst vor Erdbeben: Im spanischen Ort Vinaròs in der Provinz Castellon an der Mittelmeerküste haben sich die Bewohner aus Sorge unter freiem Himmel versammelt. Allein vergangene Nacht gab es 20 Erdstöße. Nach Angaben des Nationalen Geografie-Instituts erreichte ein Beben die Stärke von 4,1. Innerhalb von zwei Wochen waren es über 300 Beben.

Grund dafür ist offenbar ein neues unterirdisches Erdgaslager 22 Kilometer vor der Küste. Dieses befindet sich 1700 Meter unter der Meeresoberfläche.

Eine Augenzeugin berichtet: “Ich war mit meinem Sohn zu Hause, als es plötzlich wackelte. Wir schauten uns an und sagten gleichzeitig: Das ist ein Erdbeben.”

Eine andere Frau erzählt: “Die Lampe hat auf einmal angefangen zu wackeln und auch unser Bett. Das waren nur ein paar Sekunden, aber es wackelte ganz schön. Es war beängstigend.”

Eine Beraterin der Regionalregierung in Valencia versucht zu beruhigen: “Die Aktivitäten liegen auf Eis bis wir uns 100 Prozent sicher sein können, dass keine Gefahr für die Bevölkerung besteht und es kein weiteres Erdbeben gibt.”

Die Regierung räumte inzwischen ein, dass das Erdgaslager wahrscheinlich für die Erdbebenserie verantwortlich ist. Auf der Plattform wurde früher nach Erdöl gebohrt. In dem Lager können bis zu 1,3 Milliarden Kubikmeter Gas gespeichert werden.

Bereits hundert Millionen Kubikmeter Erdgas wurden dort seit Juni eingepumpt. Die Plattform soll das größte unterirdische Erdgaslager Spaniens werden.

Ein Experte unterstrich: “Das Einpumpen von Gas hat wahrscheinlich kleinere Erdstöße verursacht und bestehende Verwerfungen verschoben und so eine größere Bewegung verursacht.”

Das Erdgaslager sollte nächstes Jahr offiziell in Betrieb genommen werden und 30 Prozent des täglichen Gasverbrauchs in Spanien abdecken. Das Land importiert derzeit fast seinen gesamten Bedarf an Erdöl und Gas. Das Lager soll künftig die Versorgung sicherstellen und Preise stabil halten.

Euronews-Journalistin Beatriz Beiras sprach mit Spaniens obersten Geologen, Luis Suárez, über die Gründe für das Erdbeben an der spanischen Mittelmeerküste zwischen Castellon und Tarragona.

euronews:
Können Sie uns als erstes erklären, was es mit dem Castor Projekt, dieser unterirdischen Einlagerung von Erdgas, auf sich hat?

Luis Suárez:
Bei diesem Projekt wird ein altes Ölvorkommen genutzt, aus dem zwischen 1973 und 1989 56 Millionen Barrel Öl gefördert wurden. Jetzt möchte man dort Erdgas reinpumpen und es lagern im Hinblick auf mögliche Erdgasengpässe in Spanien. Ziel dieses Projekts ist es, das spanische Produktionssytem 50 Tage lang mit Erdgas zu versorgen. Die OECD empfiehlt übrigens allen Ländern genügend Erdgas zu lagern, um 92 Tage durchzuhalten.”

euronews
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Erdbeben und der Erdaseinlagerung?

Luis Suárez:
In dieser Region kommt es normalerweise nicht zu so einer Reihe von Erdbeben. Hinzukommt, dass alle Epizentren der Beben sich um das Borhloch herum befanden. Es deutet also einiges darauf hin, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem Einpumpen des Erdases und den Erdbeben, die sich ereignet haben. Die spanischen Behörden haben diese Hinweise anerkannt, aber wir müssen jetzt das Ganze untersuchen, um genau herauszufinden, in welchen Rissen sich diese Erdbeben, die die Bevölkerung alarmiert haben, ereignet haben.”

euronews:
Wie sehen diese Reserven eigentlich aus? Wie ein leerer Sack?

Luis Suárez:
In Wirklichkeit ist es eher wie ein Schwamm, nur dass er statt Wasser eben Öl aufnimmt. Es ist ein Schwamm aus Kalkstein, der jetzt mit Erdgas aufgefüllt wird. Es ist kein Hohlraum, sondern es sind vielmehr kleine Poren im Gestein, in die jetzt Erdgas injiziert wird.

euronews:
Es gab ein Erdbeben der Stärke 4.1, 4.2… Die Menschen sind sehr besorgt auch wegen der zwei Atomkraftwerke in Vandellos und Asco. Ist ihre Sorge berechtigt?

Luis Suárez:
In den kommenden zwei bis drei Monaten wird es mehrere kleine Erdbeben geben, deren Stärke wird aber unter 4.1 liegen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es stärkere Erdstöße geben wird. Die Atomkraftwerke in Spanien, Cofrentes und andere, die sich in der Region befinden wie Vandellos, wurden so gebaut, dass sie in der Lage sind, sehr viel stärkeren Erdbeben der Stärke 6 bis 7 Stand zu halten. Und so starke Erdstöße sind nun wirklich sehr unwahrscheinlich.

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