"Völkisch" - AfD und die Sprache der Nazis

"Völkisch" - AfD und die Sprache der Nazis
Von Kirsten Ripper mit Twitter, Welt am Sonntag
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Wird Nazi-Sprache wieder populär? Die AfD-Vorsitzende will den Begriff "völkisch" wieder positiv sehen.

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“Das wird man wohl noch sagen dürfen”
“Dann kommt gleich wieder die Nazi-Keule”

Tagtäglich schleichen sich vor allem in den Kommentaren der User der sozialen Medien, aber mehr und mehr auch in Reden von populistischen Politikern Begriffe ein, die nach dem Schrecken der Nazizeit eigentlich tabu waren. Es gibt offene Angriffe gegen Flüchtlinge, “Gutmensch” ist ein Schimpfwort, die Kanzlerin Angela Merkel wird als “Ferkel” bezeichnet.

AfD will “völkisch” positiv besetzen

In einem Interview mit der Welt am Sonntag hat die AfD-Vorsitzende Frauke Petry gesagt, sie wolle daran arbeiten, den Begriff “völkisch positv zu besetzen”. Es sei eine unzulässige Verkürzung”, wenn gesagt werde, “völkisch” ist rassistisch”,

Wer unter “völkisch” im Duden nachschaut, findet als erstes “nationalsozialistisch”: (in der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus) ein Volk als vermeintliche Rasse betreffend; zum Volk als vermeintliche Rasse gehörend.

Es gibt Geschichtsunterricht-Angebote für Frauke Petry.

Warum man den Kampfbegriff “völkisch” nicht einfach so umdeuten kann, erklärt der Historiker Uwe Puschner.https://t.co/N9GainNx2b

— DKultur (@DKultur) 12. September 2016

Sowie die Reaktion von Jan Böhmermann.

“Völkisch” positiv besetzen und keinen Bürgerkrieg wollen.

Oma sagt: Klang ersma toll, war aber voll scheiße. pic.twitter.com/2zEpVqv4V9

— Jan Böhmermann (@janboehm) 11. September 2016

“Wir sind das Volk”

Nicht nur von der AfD, sondern vor allem auf Demonstrationen gegen Flüchtlinge und gegen die Immigrationspolitik von Angela Merkel ist in den vergangenen Monaten immer wieder die Parole “Wir sind das Volk” aufgetaucht.

Der Slogan der Montagsdemonstrationen in der ehemaligen DDR 1989/90 wird von rechten, fremdenfeindlichen Kreisen eingesetzt. Dabei soll suggeriert werden, dass die Regierenden “das Volk” nicht vertreten – unter Umgehung der Tatsache, dass Angela Merkel durch demokratische Wahlen legitimiert ist.

Auch bei den nächtlichen Straßenschlachten im sächsischen Bautzen
gab es diesen Ruf.

Jagdszenen durch die nächtliche Innenstadt mit gespenstischen Rufen – «Wir sind das Volk!». Was ist los in #Bautzen? https://t.co/CMaGxWKPBj

— Neue Zürcher Zeitung (@NZZ) 16. September 2016

Auf Twitter gibt es auch zu “Wir sind das Volk” Reaktionen.

“wir sind das volk” ist nichts anderes als das neue “heil hitler” einfach moderner, user-generated. jeder darf ein bisschen adolf sein

— Knackeboul (@Knackeboul) 17. September 2016

Gezielte Tabubrüche und Sündenböcke

Bei der AfD gehören gezielte Tabubrüche zur Taktik. Schon die Aussage von Frauke Petry vom Januar 2016, im Notfall auf Flüchtlinge zu schießen, war von einigen als bewusste Provokation bewertet worden.

Die AfD-Plakate zeigen häufig Parolen und Bilder, die einem Tabubruch gleichkommen. Da ist von “Mut zur Wahrheit” die Rede, als würden alle anderen die Wahrheit verschweigen. Grundtendenz ist das “Wir” gegen die “anderen”. Die von den Nazis verbreitete Politik vom Sündenbock, der für alles Übel verantwortlich ist, ist da nicht weit.

.MickyBeisenherz</a> Ihr Tweet zur <a href="https://twitter.com/hashtag/Hessenwahl?src=hash">#Hessenwahl</a> jetzt auch eingebettet bei <a href="https://twitter.com/hashtag/euronews?src=hash">#euronews</a> - DANKE <a href="https://t.co/vopJ3YdNnk">https://t.co/vopJ3YdNnk</a></p>&mdash; Kirsten Ripper (kirsteneuronews) 7. März 2016

Alle Tabubrüch haben vor allem ein Ziel: die AfD will Schlagzeilen machen. Wenn die Medien nicht berichten, fühlen sich die Populisten missachtet und “totgeschwiegen”.
Ohnehin ist das Verhältnis zwischen der AfD und den Medien ein äußerst kompliziertes, was auch von dem Schlagwort “Lügenpresse” überschattet wird.

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