Jesidinnen werden mit Sacharow-Preis geehrt

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Von Euronews
Jesidinnen werden mit Sacharow-Preis geehrt

Die irakischen Jesidinnen Nadia Murad und Lamija Adschi Baschar werden vom EU-Parlament mit dem renommierten Sacharow-Preis ausgezeichnet. Parlamentspräsident Martin Schulz gab die Entscheidung am Donnerstag während der Plenarsitzung in Straßburg bekannt. “Das ist eine sehr symbolische Entscheidung”, sagte Schulz anschließend. Und: “Die beiden Frauen sind die Stimme der zahllosen Opfer des Menschenhandels, eine Stimme, die ein Ende solcher Gräueltaten fordert”. In diesem Kampf wolle das Parlament die Menschrechtsaktivistinnen unterstützen.

Die beiden Frauen sind die Stimme der zahllosen Opfer des Menschenhandels.

Martin Schulz EU-Parlamentspräsident

Die beiden Frauen wurden von der Miliz Islamischer Staat (IS) im Nordirak versklavt. Murad und Baschar gelang nach mehrmonatigem Martyrium die Flucht nach Deutschland. Heute wohnen die beiden 23-Jährigen in Baden-Württemberg. Sie versuchen jetzt, Verbündete im Kampf gegen die Versklavung ihrer Glaubensschwestern durch die IS-Miliz zu gewinnen. Nadia Murad ist durch weltweite Auftritte mittlerweile bekannter als ihre Mitstreiterin.

Hass als Hintergrund

Die extremistischen Sunniten verachten die Jesiden zutiefst. Sie beschimpfen die Religionsgemeinschaft, die eine Ursprungsreligion der Kurden ist, als “Teufelsanbeter”. Weltweit gibt es rund eine Million Jesiden. Derzeit sollen noch 3400 Frauen und Kinder in den Fängen der IS-Dschihadisten sein. Das Heimatdorf der künftigen Preisträgerínnen wurde im August 2014 von der IS-Miliz überfallen. Alle Männer wurden getötet, auch viele der älteren Frauen. Die IS-Miliz tötete sechs Brüder und die Mutter von Murad. Die sechs Schwestern von Adschi Baschar wurden wie sie versklavt.

Der Preis und die Vergabe

Mit dem Sacharow-Preis ehrt das Europaparlament seit 1988 Personen oder Organisationen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den saudischen Blogger Raif Badawi. Verliehen wird der Preis, der mit 50.000 Euro dotiert ist, am 14. Dezember. Der Europarat würdigte Murad bereits mit dem Menschenrechtspreis.