Meriem Lebdiri (29) macht Mode "für Frauen, die das Bedürfnis nach mehr Stoff haben"

Wie leben Musliminnen in Europa? Eine von ihnen ist die Modedesignerin Meriem Lebdiri (29). Sie kreiert im deutschen Germersheim (zwischen Mannheim und Karlsruhe unweit der französischen Grenze) Schleier, Kleider und Jacken, macht Mode für Musliminnen und Nicht-Musliminnen. Der Name ihrer Marke Mizaan kommt aus dem Arabischen und bedeutet in etwa Gleichgewicht, Balance. Mit ihrem Label reagiert Meriem Lebdiri auch auf etwas, das ihr in Deutschland in ihrer Jugend gefehlt hat, wie sie im Gespräch mit euronews erklärt: “Ich habe mich nicht vertreten gefühlt und wollte genau das ändern. Zumindest für kommende Generationen. “Modest Fashion” bietet zeitgemäße Kollektionen, die jedoch längere Ärmel und Säume haben, nicht durchsichtig sind und somit die Lücke schließen, für alle Frauen, die das Bedürfnis nach mehr Stoff haben.”
Die Mizaan-Models tragen zwar keine kurzen Röcke und keine tiefen Dekolletés, aber durchaus High Heels.
Viele Frauen mit Migrationshintergrund – besonders die mit Kopftuch – müssen sich in Deutschland rechtfertigen – selbst die Geschäftsfrau Meriem Lebdiri: “Oft begegne ich Menschen, die mich nur auf das Kopftuch reduzieren und mir nicht viel zutrauen oder sich wundern, wenn ich fließend deutsch spreche. Es kommt auch mal vor, dass man eine Stellungnahme von mir erwartet für grausame Taten, die Menschen begangen haben, die meiner Religion zugehörig sind. Damit umzugehen kann oft sehr mühsam sein. Aber das alles zeigt mir nur, dass wir als Gesellschaft mehr miteinander statt übereinander reden sollten.”
Ihre Kleider, Ponchos, Capes und Tücher kann man über das Internet kaufen – weltweit. Wohin die meisten Kleidungsstücke des seit 2012 bestehenden Labels gehen, will Meriem Lebdiri uns nicht verraten: “MIZAAN ist noch viel zu klein, um Bilanz zu ziehen. Ich denke, dass sich erst in drei bis vier Saisons zeigen wird, wo es künftig die meisten MIZAAN-Kollektionen geben wird.”
Wie fast alle Musliminnen mit Schleier in Deutschland fordert die Designerin vor allem die Freiheit für alle Frauen, sich anzuziehen, wie sie wollen. Zum Verhalten der deutschen Verteidigungsministerin, die sich weigerte, in Saudi-Arabien ihren Kopf zu bedecken, sagt sie: “Ich finde, keiner sollte das Recht haben einer Frau zu sagen, was sie an- oder auszuziehen hat. Frau von der Leyen hat in dem Moment als selbstbestimmte Frau agiert. Nur schade, dass wir gerade hierzulande diese Selbstbestimmung anderen Frauen absprechen, die sich aus freien Stücken für das Tuch entscheiden.
Ich kann mir nicht erklären, woher sich mehrheitlich männliche Politiker das Recht nehmen, über die Kleidung der Frau zu bestimmen, indem sie ihr etwas aufzwingen oder verbieten.”
Wir setzen unsere Mini-Serie zu erfolgreichen Frauen mit Migrationshintergrund in Europa fort. Ihre Reaktionen können Sie auf unserer Facebook-Seite mit uns teilen.