Die Polizei in Venezuela hat einen Gedenkmarsch für die 60 Toten der jüngsten Proteste gegen die Regierung gestoppt. Die Beamten setzten Tränengas und Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein, die in der Hauptstadt Caracas zum Sitz des Ombudsmanns ziehen wollten. «Das ist kriminelles Verhalten», sagte der oppositionelle Abgeordnete Luis Florido. «Es war ein Überfall. Aber wir werden die Proteste fortsetzen und ausweiten, denn die Stunde des Wandels in Venezuela ist gekommen.»
Seit Anfang April gehen in Venezuela fast täglich Menschen auf die Straße, um gegen eine Aushöhlung der Demokratie unter dem sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro zu protestieren. Auslöser der Protestwelle war die zeitweise Entmachtung des Parlaments, das von Regierungsgegnern kontrolliert wird. Maduro wirft der Opposition vor, gemeinsam mit dem Ausland einen Sturz seiner Regierung zu planen.
Bei den Protesten gegen die Regierung ist erneut ein Demonstrant ums Leben gekommen. Der 20-Jährige starb in einem Krankenhaus der nordöstlichen Stadt Lechería im Bundesstaat Anzoátegui, wie die venezolanische Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Mann war laut Medienberichten bei einer Demonstration – neben weiteren Menschen – verletzt worden. Nach fast acht Wochen landesweiten Protesten stieg die Zahl der Todesopfer damit auf 60. Mehr als 1000 Menschen wurden verletzt.