Nelkenrevolution 1974: Erinnerungen eines Putschisten

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Von Euronews
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Vasco Lourenco gehörte zu den Aufständischen, die in Portugal am 25. April 74 die "Estado-Novo"-Diktatur stürzten.

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Der 25. April 1974 gilt als einer der wichtigen Tage der jüngeren Geschichte Portugals. An diesem Tag putschten Teile der Armee gegen die Estado Novo genannte Diktatur: Die sogenannte Nelkenrevolution, die vier Jahrzehnte Salazarismus beendete.

Vasco Lourenço war maßgeblich am Aufstand beteiligt. Er blickt unter anderem auf einen Tag Anfang März 1974 zurück, an dem die Putschisten wichtige Weichen stellten.

„Die erste Entscheidung des Treffens war, dass gehandelt werden muss", so Lourenço. „An dem Tag haben wir festgelegt, dass ein Militärputsch der Weg sein würde, den wir einschlagen. Unsere zweite Entscheidung war, dass dem Militärputsch ein politisches Projekt vorausgehen würde. Wir haben also sofort eine Kommission gegründet, die ein politisches Programm schreiben sollte. Unsere dritte Entscheidung war, zwei Generäle auszuwählen, die die Führung übernehmen sollten, nachdem wir mit der Aktion begonnen hatten. Wir brauchten zwei Personen, die die Führungspositionen annehmen würden, wir haben uns für General Costa Gomes und General Spínola entschieden", sagt er.

Doch die Staatsführung merkte, dass sich etwas anbahnte. Vasco Lourenco und andere Offiziere wurden nur wenige Wochen vor dem Putsch auf die Azoren versetzt. Die Revolutionäre waren zu Änderungen gezwungen: Lourenco wurde als einer der führenden Köpfe abgelöst und konnte das Geschehen auf den Azoren nur noch am Radio verfolgen.

Lourenço erinnert sich: „Ich habe einige der schlimmste Augenblicke meines gesamten Lebens durchgemacht. Ich bin auf und ab gegangen und habe mir nur die Frage stellen können: Haben wir es geschafft? Und plötzlich verstummte im Rundfunk die Musik. Ich hörte diese Ansprache, die bald Berühmtheit erlangen sollte. Sie begann mit: ‚Hier spricht die Bewegung der Streitkräfte.‘ Ich bin einfach nur herumgesprungen, die Freude ist aus mir herausgebrochen, weil ich dachte, dass wir es geschafft haben. Ich habe geschrieben: Wir haben gewonnen, wir haben gewonnen!", so Lourenço. „Ich verwende manchmal den Satz, den ein mir unbekannter Schriftsteller mal sagte: ‚Drei Dinge muss ein Mann in seinem Leben tun: Einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen, ein Buch schreiben.‘ Normalerweise sage ich, dass ich all das getan habe, aber ich habe das Gefühl, dass ich darüber hinaus noch mehr erreicht habe. Ich habe auch an den Ereignissen des 25. April 1974 teilgenommen", sagt er.

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