Gedenken an Anschlag in Solingen: Kritik an Çavuşoğlu-Rede

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Von Jule Scharr  mit dpa
Gedenken an Anschlag in Solingen: Kritik an Çavuşoğlu-Rede

Am 29. Mai jährt sich der Brandanschlag von Solingen zum fünfundzwanzigsten Mal. 1993 zündeten deutsche Rechtsradikale das Haus einer türkischstämmigen Familie an.

Fünf Menschen starben, acht weitere wurden teils schwer verletzt. Kommende Woche findet in Düsseldorf eine Gedenkveranstaltung statt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wird dabei sein. Außerdem Mevlüde Genc, die bei dem Anschlag fünf Familienmitglieder verloren hat.

In einem Interview beschreibt die heute 75-Jährige die Anschlagsnacht: „Jemand rief die Feuerwehr. Doch sie kam viel zu spät. Meine Schwiegertochter versuchte ihnen zu zeigen, welche Tür sie benutzen müssen, um die eingeschlossenen Kinder zu retten. Aber sie haben nicht richtig verstanden und nicht auf unsere Anweisungen gehört. Wäre die Feuerwehr früher dagewesen, hätten unsere Kinder vielleicht gerettet werden können.“

Geplante Çavuşoğlu-Rede löst Debatte aus

Auch am Tatort in Solingen wird am 29. der Opfer gedacht. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu will eine Rede halten. An sich nichts Ungewöhnliches. Doch Ende Juni finden in der Türkei Neuwahlen statt.

Viele befürchten, dass Çavuşoğlu seinen Auftritt zu Wahlkampfzwecken nutzen wird. Das ist in Deutschland für Politiker aus Nicht-EU-Staaten vor Wahlen verboten. Die Bundesregierung will den Besuch trotz Kritik zulassen.

Nordrheinwestfalens Landesregierung appellierte an Außenminister Çavuşoğlu, den Wahlkampf und Gedenken nicht zu vermischen. Von den in Deutschland lebenden türkischen Staatsbürgern sind rund 1,4 Millionen in der Türkei wahlberechtigt.