Keine "made in Berlin" - Aufkleber mehr für Großbritannien?

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Von Anne Fleischmann mit dpa
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Keine "made in Berlin" - Aufkleber mehr für Großbritannien? Paul Kündiger ist Geschäftsführer von @DeineStadtKlebt und sorgt sich, wie viele andere auch, um den zukünftigen Handel mit Kunden aus Großbritannien.

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Die Unsicherheiten des Brexits wirken sich nicht nur auf die Politik, sondern auch die Wirtschaft aus.

Paul Kündiger ist Geschäftsführer einer Firma in Berlin, die Aufkleber herstellt. Er hat Großkunden in Großbritannien und stellt sich jetzt die Frage, wie man in ein Großbritannien exportiert, das nicht mehr Teil der EU ist.

"Was soll ich jetzt für Papiere besorgen? Was soll ich machen? Ich kann mir Malaysia-Papier ausdrucken, aber es ist ja nicht Großbritannien-Papier."

All diese Unsicherheiten zwangen Kündiger dazu, eine Entscheidung zu treffen. Im Moment nimmt er keine neuen Kunden aus Großbritannien mehr an.

"Also, wir nehmen das jetzt offline, einfach, weil wir selbst erstmal abwarten müssen, was passiert", sagt er.

Der Handel mit Großbritannien macht ungefähr zehn Prozent des internationalen Geschäfts der Firma aus. Eine Tatsache, die die Mitarbeiter mit Sorge betrachten.

"Weil die Mitarbeiter auch keine Informationen bekommen und alle warten auf Infos von mir. Das ist so ein bisschen wie in der Politik. Wir warten auf das, was die da oben sagen. Aber ich kann da jetzt auch nicht so viele Antworten geben."

Deutsche Unternehmen sorgen sich um zukünftigen Handel mit Großbritannien

Das geht nicht nur Kündiger so. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) versucht sich auf einen Brexit ohne Abkommen vorzubereiten.

Volker Treier, Geschäftsführer des DIHK, sagt: "Wir haben ca. 70.000 deutsche Unternehmen, die mit Großbritannien in geschäftlichen Beziehungen stehen. Viele davon haben überhaupt noch keine Erfahrung damit, wie es ist mit einem Drittland Handel zu betreiben."

Auch große deutsche Unternehmen wie die Automobilhersteller sind besorgt. Großbritannien ist ein wichtiger Exportmarkt für deutsche Fahrzeuge.

Die Priorität der EU ist es aber, den Binnenmarkt innerhalb der Union zu stärken und nicht durch Kompromisse mit Großbritannien zu gefährden.

"Der Binnenmarkt ist nicht verhandelbar, das hat die Europäische Kommission immer verdeutlicht und die deutsche Politik und die deutsche Wirtschaft hat die Kommission dahingehend unterstützt, dass die Zugeständnisse nicht so weit gehen dürfen, dass die Integrität, das heißt die vier Grundfreiheiten des Binnenmarkts auf das Spiel kommen, auf das Spiel gesetzt werden", sagt Treier.

Peter Altmaier betonte Notwendigkeit von schnellen Fortschritten in der Brexit-Frage

Deutschlands Wirtschaftsminister Peter Altmaier betonte, dass die restlichen EU-Staaten ein gemeinsames Interesse daran hätten, "einen ungeregelten, chaotischen Brexit und seine wirtschaftlichen Konsequenzen zu verhindern". "Das liegt im Interesse von Arbeitsplätzen in Großbritannien und unter anderem in Deutschland, aber auch im Interesse von Stabilität in ganz Europa."

Vernünftige, pragmatische Lösungen zu finden sei nötig, werde aber nicht einfach sein, "weil dieser ganze Prozess vor allen Dingen in Großbritannien mit sehr starken Emotionen behaftet ist".

Altmaier betonte, ein ungeordneter Brexit würde vor allem die britische Wirtschaft tief schädigen. Aber auch die exportorientierte deutsche Wirtschaft würde in Mitleidenschaft gezogen werden. "Ein Brexit würde für niemanden die Lage verbessern, sondern für alle die Lage verschlechtern", so Altmaier.

Jona Källgren für Euronews

Jona Källgren von Euronews fasst die Situation zusammen: "Harter Brexit, weicher Brexit, al dente-Brexit oder ein No-Deal-Szenario. Was immer es wird, deutsche Unternehmen wollen Klarheit und Antworten, welchen Regeln für den Handel mit Großbritannien nach dem Brexit gelten werden."

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