Was bringt das bedingungslose Grundeinkommen? Finnland wertet Studie aus

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Von Anne Fleischmann
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Was würden Sie mit 560 Euro im Monat machen? In Finnland haben zwei Jahre lang 2000 Arbeitslose ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten. Nun stellen die Forscher erste Ergebnisse der Studie vor.

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Es war ein großes Sozialexperiment der Regierung: Die finnische Sozialversicherungsanstalt Kela hat 2000 Arbeitslosen jeden Monat lang 560 Euro bezahlt - und das ohne jegliche Bedingungen.

Forscher haben nun erste Ergebnisse ausgewertet und herausgefunden: Das Grundeinkommen hat zwar das Wohlbefinden der Menschen gesteigert, es scheint jedoch keine großen Auswirkungen auf ihre Beschäftigungsaussichten gehabt zu haben.

Das Grundeinkommen war nicht an Bedingungen geknüpft

Anders als bei üblichen Sozialleistungen wie Hartz IV mussten die Empfänger aber nichts dafür tun, um das Geld zu bekommen. Also: keine Besuche auf dem Arbeitsamt, keine Bewerbungen schreiben. Und das hatte positiven Einfluss.

REUTERS/Philip O'Connor

Sini Marttinen war einer der zufällig ausgelosten Teilnehmer. Für sie fühlte es sich an, wie ein Lottogewinn.

"Das Grundeinkommen gab mir etwas Freiheit. Ich denke, es hatte vor allem psychologischen Einfluss. Ich hatte das Gefühl, du hast nun zwei Jahre die Sicherheit von 560 Euro jeden Monat und du musst mit dem Geld etwas anfangen."

Reaktionen von anderen Teilnehmern gibt es bereits. Einige haben die Chance genutzt und das Geld investiert, sie haben sich - wie Marttinen - selbstständig gemacht. Das Grundeinkommen gab ihnen Freiheit und Ruhe, darüber nachzudenken, was sie machen wollen.

Alle anderen müssen sich nun wieder an das alte System gewöhnen und an die Auflagen halten, mit denen die Sozialleistungen verknüpft sind.

"Natürlich müsste man berechnen, ob wir uns ein System wie dieses leisten können. Aber ich denke, das jetzige System ist auch nicht gerade billig", sagte Marttinen.

Finnland will sein Sozialsystem vereinfachen. Ob ein Grundeinkommen in Zukunft Realität werden kann, entscheidet sich wohl auch bei den Parlamentswahlen im April.

Entgegen Berichten: Experiment kein Misserfolg

Anthony Painter ist Direktor beim Action and Research Center. Er versteht nicht, wie viele die Ergebnisse der Studie negativ interpretieren können. 

Er sagte Euronews: "Es wurden positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden festgestellt. Und das Vertrauen in andere, die Regierung und die Zukunft nahmen zu. Dies könnte bedeuten, dass es einen positiven Langzeiteffekt auf die Beschäftigung gibt, aber wir wissen es noch nicht. Es sind nur die vorläufigen Daten und es gibt noch viel mehr Analysen zu erstellen."

Er wirft denjenigen vor, die die Studie als Misserfolg ansehen, dass sie die Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen beenden wollen.

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