Notre Dame: Gute Tat oder PR-Aktion? Frankreich streitet um Millionenspenden

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Von Carolin KuterArnaud Richard
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Tage nach dem verheerenden Brand in Notre-Dame bewegt Frankreich die Frage nach dem Wiederaufbau. Vor allem die Großzügigkeit der großen Unternehmerfamilien des Landes sorgt für Kontroversen.

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Tage nach dem verheerenden Brand in Notre-Dame bewegt Frankreich die Frage nach dem Wiederaufbau. Der Wille, die Rekonstruktion der Kathedrale so schnell wie möglich voranzubringen, ist groß: Die zugesagten Spenden haben nach nur wenigen Tagen fast die Milliardengrenze erreicht. Präsident Emmanuel Macron ernannte am Donnerstag einen General zum Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau. Dass die Kirche in fünf Jahren schon wieder stehen soll, hatte er bereits am Dienstag angekündigt. Er sei überzeugt, dass die Katastrophe in eine Chance verwandelt werden könne und beschwörte einen Gemeinschaftsgeist: "Alle zusammen" hätten jetzt die Möglichkeit, darüber nachzudenken, "wer wir sein sollten: bessere Menschen als zuvor".

Doch vor allem die große Spendenbereitschaft der reichsten französischen Unternehmerfamilien sorgt für Streit. Sie sei alles andere als altruistisch, kritisieren Oppositionsabgeordnete und Gewerkschaftsvertreter. Unternehmen und Einzelpersonen könnten Spenden von der Steuer absetzen, heißt es. Dadurch würde im Endeffekt doch wieder die öffentliche Hand für den Wiederaufbau zahlen. Die Spendenbereitschaft der Unternehmerfamilien sei damit bloß ein PR-Bluff. Wer mal eben so 100 Millionen Euro spenden könne, müsse auch mehr für soziale Zwecke geben, so ein weiterer Vorwurf.

Steuerleichterungen für kleinere Spenden

Regierungschef Edouard Philippe steuerte bereits gegen.. Nicht nur große Spender sollten von großen Steuervorteilen profitieren: Auch wer "nur" bis zu 1000 Euro für den Wiederaufbau gibt, soll in Zukunft 75 Prozent des Betrages von der Steuer absetzen können. Bisher sind es 66 Prozent.

Und auch die großen Unternehmerfamilien gaben dem Druck nach: François-Henri Pinault, Gründer der Luxusgruppe Kering, kündigte an, dass er auf die Steuervorteile verzichten werden. Die Familie will 100 Millionen Euro spenden. Auch Bernard Arnault, Präsident des Luxusgüter-Konzerns LVMH, erklärte, dass die Stiftungen, über die er spenden will, keine Steuervorteile geltend machen werde. Die Familie will 200 Millionen Euro spenden. An die Kritiker gerichtet sagte er, es sei "erschütternd", dass man in Frankreich dafür kritisiert werde, wenn man etwas für die Allgemeinheit tue: "In anderen Ländern würde man uns beglückwünschen."

So weit also der Streit um die freiwilligen Spenden - aber wer ist eigentlich verantwortlich für den Wiederaufbau von Notre-Dame? Wer ist ihr Besitzer?

Die berühmte Kirche ist wie 86 weitere Kathedralen in Frankreich seit 1905 Eigentum des Staats. Seit 1862 gilt sie als historisches Monument.

Ist der Staat gegen Schäden an Notre-Dame versichert?

Der Staat ist sein eigener Versicherer. Er muss also auch für den Wiederaufbau aufkommen. Dies gilt allerdings nur für das Gebäude. Die Ursache für den Ausbruch des Feuers ist bisher nicht geklärt. Möglicherweise könnten es durch Renovierungsarbeiten ausgelöst worden sein. Sollte dies der Fall sein, wären die mit den Bauarbeiten beauftragten Firmen für die Schäden verantwortlich. 

Welche Rolle spielt der Vatikan beim Wiederaufbau?

Der Vatikan drückte am Montag seine Traurigkeit über die Schäden an dem "Symbol des Christentums, in Frankreich und der Welt" aus. Papst Franziskus telefonierte mit Macron. Bei seiner Generalaudienz am Petersplatz in Rom bedankte er sich bei der Pariser Feuerwehr für deren Einsatz und bekundete seine Solidarität. 

Der Vatikan kündigte an, Experten nach Paris zu schicken, die bei der Rekonstruktion helfen können. Finanziell wird es jedoch keine Unterstützung aus Rom geben: Der Vatikan ist weder Besitzer noch Verwalter der Kathedrale und hat deswegen auch keine Verantwortung für den Wiederaufbau.

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