Papst ordnet Meldepflicht für Missbrauch an

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Von Euronews
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Der Vatikan hat einen großen Schritt zur Aufklärung und Verhinderung von Missbrauch in der katholischen Kirche unternommen. Eine strafrechtliche Verfolgung der Täter und Mitwisser ist damit aber nicht garantiert.

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Von Gerresheim bis Buenos Aires reißen die Proteste gegen Missbrauch in der katholischen Kirche nicht ab. Innerhalb der Organisation selbst wurde über das Problem lange geschwiegen, doch inzwischen kommt auch der Vatikan nicht um deutlichere Worte herum.

So hat Papst Franziskus jetzt eine Meldepflicht für Missbrauchsfälle eingeführt. In einem apostolischen Schreiben heißt es, die Diözesen in aller Welt müssten innerhalb eines Jahres Anlaufstellen für Anzeigen einrichten. In Deutschland existieren diese bereits, wie die Deutsche Bischofskonferenz erklärte. Dabei geht es um sexuellen Missbrauch von Minderjährigen ebenso wie um den Missbrauch von Erwachsenen, beispielsweise von Ordensschwestern. Machtmissbrauch soll die Anweisung ebenfalls einschließen.

Auch, wenn das erstmal gut klingt: Kritiker bemängeln, dass die Meldepflicht nur kirchenintern gilt. Kirchliche Ermittler werden dazu angehalten, staatliche Ermittler zu unterstützen, allerdings könnten sie auch außen vor bleiben. So, wie in Argentinien. Dort gibt es den Vorwurf, ein Jahrzehnte altes Geheimhaltungsabkommen zwischen Kirche und Staat verhindere den Zugang zu den Akten.

"Wir fordern, dass dieser Kirchenvertrag aufgehoben wird und sich die Bischöfe nicht länger dahinter verstecken können. Dann wären sie gezwungen, die Fälle vor Gericht zu bringen", sagt Julieta Añazco, die Opfer von Missbrauch in der argentinischen Kirche vertritt.

Argentinien war in den vergangenen Monaten einer der Brennpunkte des weltweiten Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche.

Der Vatikan rechtfertigt die kircheninterne Meldepflicht damit, dass es vor allem in weniger demokratischen Ländern Probleme bei der staatlichen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle geben könnte.

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