Nach dem Regimesturz sehen die Frauen im Sudan mehr Freiheitsrechten entgegen - dazu gehört auch die Teilnahme an Sportwettkämpfen. Nun startete die erste Frauen-Fußballliga im ostafrikanischen Land.
Auf diesen Moment hat Houda Ali lange warten müssen. Hunderte Menschen auf den Tribünen jubeln der Torhüterin nach einer gelungenen Parade zu. Die Schlussfrau von Eltahadi hat Großes im Sinn: „Wir Frauen möchten nun durchstarten. Wir wollen bald an einer Weltmeisterschaft teilnehmen und dort die Farben des Sudans vertreten, so Gott es will. Wir möchten den Sudan ruhmreich vertreten.“
Dabei hat die Torhüterin gerade ihr erstes Ligaspiel überhaupt gemacht. Ihr Verein stand auf dem Platz, als der Anpfiff für die neugegründete Frauenliga im Sudan ertönte. Erstmals spielen 21 Teams den sudanesischen Frauen-Fußballmeister unter sich aus.
Vor einem halben Jahr wäre das noch undenkbar gewesen. Der autoritäre Machthaber Omar al-Bashir regierte den ostafrikanischen Staat mit harter Hand. Frauen spürten die Scharia-Gesetzgebung im täglichen Leben: Ihre Teilhabe an der Gesellschaft war stark eingeschränkt, an sportliche Wettkämpfe war gar nicht zu denken. Mit dem Umsturz des langjährigen Regimes um den Diktator und der Einsetzung einer Übergangsregierung lockert sich auch etwas die Auslegung der Scharia. Die sportbegeisterten Frauen haben die Gunst der Stunde erkannt und die seit langem geplante Gründung einer Fußball-Liga nun umgesetzt.
Skepsis unter den Männern
Beim ersten Ligaspiel im ältesten Stadion der Hauptstadt Khartum waren auch viele Männer unter den Zuschauern. Bis der Anblick einer Frau im Trikot aber für alle Normalität bedeutet, dürfte noch ein weiter Weg zu gehen sein, vermutet die Spielerin Nareeman Lino: „In der sudanesischen Gesellschaft wird Frauenfußball noch nicht von allen akzeptiert. Aber eine kleine Gruppe unterstützt uns bereits und wir werden weitermachen. Wir tun alles dafür, alle Sudaner zu überzeugen.“
Doch der neue Regierungskurs könnte die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen tatsächlich beschleunigen. Der frisch eingesetzte Premierminister Abdalla Hamdok hat bereits angekündigt, Frauen in der Gesellschaft mehr Freiheiten zu gewähren. Die neugegründete Damenliga mit 21 Teams soll da ein erstes Ausrufezeichen setzen.
Der Kampf um Demokratie und Teilhabe geht weiter
Dass im Sudan aber immer noch Rechte hart und mitunter blutig erkämpft werden, zeigt das brutale Vorgehen des Militärs bei prodemokratischen Demonstrationen im Juni. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch spricht von über hundert Todesopfern, daunter auch viele Frauen. Dabei waren sie entscheidend daran beteiligt, dass der langjährige Machthaber im April den Platz räumen musste. Am liebsten würden die jungen Demonstrantinnen sich zukünftig häufiger schönen Dingen widmen. 21 neue Frauenteams hätten wenig dagegen, wenn ihre Stadien ähnlich voll wären wie beim historischen Eröffnungsspiel.