Warum wurde die Berliner Mauer gebaut? | Euronews erklärt

Besucher spicken durch die Mauer an der Gedenkstätte Berliner Mauer, Benauer Straße
Besucher spicken durch die Mauer an der Gedenkstätte Berliner Mauer, Benauer Straße Copyright REUTERS/Fabrizio Bensch
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30 Jahre sind vergangen seit die Berliner Mauer gefallen ist. Für alle, die damals noch nicht auf der Welt waren, erklären wir, wie es zu der Errichtung des "meistgehassten Bauwerks" kam.

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Am 9. November 2019 feiern Deutschland und die Welt 30 Jahre Friedliche Revolution und den Fall der Berliner Mauer. Dieses Ereignis gilt als Ende des Kalten Krieges und ebnete den Weg für ein vereintes Deutschland und letztlich ein vereintes Europa - nach Jahrzehnten der Teilung.

Aber warum wurde die Berliner Mauer gebaut und was führte zu ihrem Fall? Euronews erklärt es für all diejenigen, die das Jahrhundertereignis nicht selbst miterlebt haben.

Was war die Berliner Mauer?

Nach dem Sieg über die Nazis 1945 teilten die Alliierten, Großbritannien, Frankreich, die USA und die Sowjetunion Deutschland in Verwaltungszonen auf. Das Gebiet, das zu Ostberlin wurde, wurde von den Sowjets kontrolliert, während West-Berlin westlich verwalteten wurde.

Zuerst war es den Deutschen möglich, frei zwischen den Zonen zu wechseln, aber da die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und dem Westen mit Beginn des Kalten Krieges schwieriger wurden, wurden allmählich Beschränkungen eingeführt: Kontrollpunkte wurden zu Stacheldrahtzäunen, die zu Barrieren wurden.

Als immer mehr Deutsche vom Osten in den Westen flohen - 3,5 Millionen bis 1961 - entschied die Sowjetunion, das letzte "Schlupfloch" zu schließen.

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Am 13. August 1961 begannen die Arbeiten an der 155 Kilometer langen Mauer. Walter Ulbricht, der DDR-Staatsratsvorsitzende, SED-Parteiführer und Vorsitzende des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, hatte zuvor den Befehl zur Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin gegeben. Zwei Monate zuvor hatte er seine berühmten Worte "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" gesprochen...

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Die innerdeutsche Grenze und der Mauerverlauf in BerlinEuronews

West-Berlin wurde zur Insel innerhalb der DDR, dem sozialistischen Staat nach sowjetischem Vorbild, der in der sowjetischen Besatzungszone entstanden war.

Welche Rolle spielte der Checkpoint Charlie?

Eine der wohl beliebtesten Touristenattraktionen ist der Checkpoint Charlie, einer der Grenzübergange zwischen Ost und West, der von Diplomaten, Beamten, Journalisten und Touristen mit Tagesgenehmigung für die Überfahrt nach Ost-Berlin genutzt wurde.

Seinen Namen trägt die Grenzübergangsstelle (GÜSt) übrigens weil es als dritter von den Alliierten eingerichteter Kontrollpunkt nach Helmstedt-Marienborn (Alpha) und Dreilinden-Drewitz (Bravo) mit dem dritten Buchstaben des phonetischen NATO-Alphabets "Charlie" beginnen sollte.

Seit 1963 schon steht in unmittelbarer Nähe zum Checkpoint Charlie übrigens ein Mauermuseum.

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Selbst Hand anlegen am Potsdamer Platz.REUTERS/Fabrizio Bensch/File Photo

Haben die Leute versucht, über die Mauer zu gelangen?

Nach Angaben der Gedenkstätte Berliner Mauer wurden zwischen 1961 und 1989 beim Überqueren der Berliner Mauer mindestens 140 Menschen getötet, darunter 101 Ostdeutsche, die an der Mauer getötet, verunglückt oder sich selbst getötet haben. Andere Quellen sprechen von über 200 Toten.

Was geschah am 9. November 1989?

Schon damals war das Jahr 1989 ein entscheidendes Jahr für Europa. In Polen und Ungarn ersetzten demokratische Regierungen nach jahrzehntelangem Kampf die sowjetischen Regime. In Rumänien wurde der kommunistische Diktator Nicolae Ceauşescu gestürzt und hingerichtet.

Im Gegensatz zu 1956 und 1968 - als die Sowjetunion Truppen zur Unterstützung kommunistischer Regierungen in Ungarn und der Tschechoslowakei entsandte - intervenierte die Sowjetunion unter Michail Gorbatschow nicht in die sogenannte Friedliche Revolution.

Am 9. November 1989, kurz nach Gorbatschows Besuch in der DDR, machten die kommunistischen Behörden in Ostberlin die überraschende Ankündigung, dass Bürger in den Westen reisen dürfen. Innerhalb weniger Stunden gingen Tausende auf die Straße und feierten das "Wunder von Berlin".

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In der Berliner Innenstadt kletterten Berliner von beiden Seiten auf die Mauer, mit Hacken und Hämmern, sie überfluteten die Grenzübergänge. Am nächsten Tag sagte der Kanzler der Bundesrepublik Helmut Kohl: "Wir sind eine Nation!".

Innerhalb von 24 Stunden waren 100.000 Menschen in den Westen gegangen.

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Freunde über den Mauerfall am Brandenburger Tor am 9. November 1989REUTERS/Herbert Knosowski/File Photo

Was passierte dann?

Der Fall der Berliner Mauer gilt als das Ende des Kalten Krieges. Nach viereinhalb Jahrzehnten wurde Deutschland am 3. Oktober 1990 offiziell vereint.

1991 trug Kohl, dessen Regierungskoalition bei den Wahlen im Dezember 1990 eine große Mehrheit gewonnen hatte, zur Gründung der Europäischen Union bei. Innerhalb eines Jahrzehnts wurde der Euro, die einheitliche Währung der EU, eingeführt.

Aber die Kluft zwischen West und Ost blieb bestehen. Die ostdeutsche Wirtschaft lag nach 40 Jahren kommunistischer Herrschaft brach. Mehr als ein Jahrzehnt lang litten die Gebiete, die heute "neue Bundesländer" getauft wurden, hinter dem Eisernen Vorhang unter massiver Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Sorgen.

Die Enthüllungen über die Tätigkeit der Geheimpolizei Stasi warfen unterdessen unbequeme Fragen auf, insbesondere für diejenigen, deren Freunde, Nachbarn und Familienmitglieder für sie gearbeitet hatten.

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