Nur sechs Monate immun gegen das Coronavirus?

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Von Alice TideyAndrea Büring
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Mehrere Regierungen wollen Immunitätsausweise einführen. Doch eine Studie der Universität Amsterdam lässt daran Zweifel aufkommen.

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Die Immunität vor dem Coronavirus könnte nur sechs Monate lang halten, das ist wesentlich kürzer als erhofft. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der Universität von Amsterdam. Dabei wurden die Antikörper von zehn Männern über 35 Jahre untersucht, die an einem der vier Coronaviren erkrankt waren. Sie wurden in Folge alle drei oder sechs Monate untersucht.

Wissenschaftler fanden heraus, dass die "Dauer einer schützenden Immunität alarmierend kurz" sei. Weiter stellten sie ein Jahr nach der Erkrankung regelmäßig Neuinfektionen fest, bereits sechs Monate später nehme die "Zahl der Antikörper substantiell ab".

Den Forschern zufolge haben die verschiedenen Coronaviren wenig gemein, bis auf die Erkältungssymptome, die sie auslösen. Aber:

Sie alle scheinen eine kurze Immunität zu schaffen, bei der die Zahl der Antikörper schnell abnimmt. Auch das könnte ein gemeinsamer Nenner der menschlichen Coronaviren sein. Wenn sich Sars-CoV-2 zu einem saisonalen Virus entwickelt, dann wird mit einem ähnlichen Muster gerechnet.

Eine Studie, die Zweifel an den Plänen mehrerer Regierungen aufkommen lässt, so genannte "Immunitätsausweise" einzuführen. Diese würden es Menschen, die von COVID-19 geheilt sind, ermöglichen zu reisen oder soziale Kontaktbeschränkungen zu lockern.

Die Wissenschaftler warnten, dass eine Herdenimmunität unwahrscheinlicher werde, sollte der Immunschutz nach sechs Monaten nachlassen.

Kann man zweimal an COVID-19 erkranken?

Bald werden in Deutschland zwei weitere mögliche Impfstoffe klinisch getestet werden. Dem Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, zufolge handelt es sich um ein Präparat der Firma CureVac aus Tübingen und ein Impfstoff des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung.

Laut Weltgesundheitsorganisation werden derzeit zehn mögliche Impfstoffe klinisch getestet, 114 weitere könnten folgen.

Große Antikörpertest-Studie in Italien

In Italien startete am Montag eine Studie mit rund 150.000 Teilnehmern, um die Dunkelziffer der Corona-Infizierten zu ermitteln. Dazu wollen das italienische Gesundheitsministerium und die Statistikbehörde gemeinsam mit dem nationalen Roten Kreuz Bluttests an Menschen aus 2000 Orten durchführen.

Eine Behandlung gegen das neuartige Coronavirus gibt es noch nicht. An Sars-CoV-2 starben bisher weltweit mehr als 345.000 Menschen, berichtet die Johns Hopkins Universität.

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