Mit Mundschutz und Handschuhen? Sexarbeit in der Corona-Krise

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Von Stefan de Vries
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Coronakrise im Rotlichtmilieu: Erst im September sollen die Amsterdamer Bordelle wieder öffnen. Anspruch auf staatliche Nothilfe haben nur selbstständige Prostituierte, wer in Bordellen und Clubs arbeitet, erhält nichts.

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Den jüngsten Plänen der niederländischen Regierungzufolge könnten SexarbeiterInnen ihre Tätigkeit am 1. September wieder aufnehmen. Aber noch ist unklar, unter welchen Bedingungen. Für viele von ihnen könnte es dann schon zu spät sein.

Die roten Lichter und Logos leuchten noch, aber die Kunden sind weg. Wegen der Coronapandemie musste auch das Sexgewerbe im weltberühmten Amsterdamer Rotlichtviertel ruhen.

Anspruch auf staatliche Nothilfe haben nun aber nur selbstständige Prostituierte, wer in Bordellen und Clubs arbeitet, erhält nichts, das bedeutet ernste finanzielle Schwierigkeiten.

"Alle bekommen Hilfe, nur nicht die Frauen in diesem Metier"

Lotte Alberg besitzt zwei Sexclubs in Amsterdam. Vor Covid-19 waren sie sieben Tage die Woche geöffnet. Nun stehen Dutzende Mitarbeiterinnen vor dem Nichts.

"Jeden Tag rufen mich Mädchen an, die wirklich leiden", sagt Lotte Alberg. "Es ist schrecklich. Sie können ihre Miete nicht bezahlen, manchmal können sie nicht einmal mehr Lebensmittel kaufen und müssen sich Geld leihen. Alle bekommen Hilfe, nur nicht die Frauen in diesem Metier. Wir hatten hier gerade erst vor einem Jahr geöffnet, und jetzt bleibt alles leer."

Prostitution ist in den Niederlanden legal. Wegen der Schließung haben viele Prostituierte die Arbeit ins Internet verlegt. Das birgt viele Gefahren, warnt Lotte Alberg.

"Sie suchen im Internet nach Kunden, dort herrscht jetzt große Nachfrage. Für viele Menschen ist Sex das wichtigste Bedürfnis im Leben. Es bedeutet aber, dass sie zu Kunden gehen, während niemand weiß, wo sie sind. Manche Freier sagen einfach: "Was Sie tun, ist illegal", und weigern sich zu zahlen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Unglück geschieht. Vielleicht hört dann endlich jemand auf uns."

"Auch wir müssen natürlich die Distanzregeln einhalten"

Wenn ihre Etablissements wieder öffnen, wird einiges anders sein. Lotte Alberg sucht nach Lösungen für die Sexarbeit. "Auch wir müssen natürlich die Distanzregeln einhalten, zum Beispiel durch das Tragen von Handschuhen und Mundschutz, oder auch bestimmte Stellungen beim Sex. Über all das müssen wir nachdenken."

Stefan de Vries

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