Nur versprengte Touristen auf der Plaza Mayor - trotz aller Bemühungen, den Tourismus schnellstmöglich wieder anzukurbeln, machen sich Besucher rar.
Es ist definitiv nicht der typische Sommer in Madrid. Die Straßen sind wie leer gefegt, Souvenirgeschäfte ebenso. Stadtrundfahrten: Fehlanzeige. Unter der sengenden Augustsonne gleicht die Plaza Mayor einer Wüste.
Die wenigen Touristen, die da sind, haben den riesigen Platz ganz für sich. "Es ist wunderbar, weil nicht so viele Menschen das sind", sagt ein Besucher aus Österreich.
Aber für Geschäftsinhaber und Restaurantbetreiber an einem der meistbesuchten Wahrzeichen der Stadt ist es eine Katastrophe. 20 Prozent von ihnen werden wohl dichtmachen müssen. Für immer.
Stadtzentrum ist für 10 Millionen Touristen ausgelegt
José Antonio Aparicio, Präsident des Verbands der Restaurantbetreiber an der Plaza Mayor, sagt: "In einem normalen Sommer, wie etwa 2019, liegt die Auslastung bei gut 50 Prozent. Im Vergleich dazu sind jetzt grad mal zwei, drei Tische besetzt. Das Stadtzentrum ist für 10 Millionen Touristen ausgelegt, und jetzt sind sie nirgendwo zu finden."
Seit acht Jahren organisiert James Blick gastronomische Tapas-Touren in Madrid. Mit den in den USA und Großbritannien verhängten Reisebeschränkungen sind seine zwei wichtigsten Märkte versiegt. "Wir haben zwar noch immer ein paar Angestellte und Online-Aktivitäten, aber meine Sorge ist, dass uns buchstäblich die Zeit und das Geld ausgehen werden, wenn das noch zwei Jahre so weitergeht."
Die Zahl der Ankünfte ist seit Juni um 98 % zurückgegangen. Obwohl die Regierung eine rasche Öffnung des Landes nach viermonatigem Stillstand vorantrieb, folgten offenbar nicht genug Touristen dem Aufruf im Juli.
Im Juli: Nur 50.000 Besucher im Prado
Euronews-Reporter Jaime Velasquez berichtet: "Das Prado-Museum ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen hier in Madrid. Im Juli kamen nur 50.000 Besucher. Das sind 220.000 Menschen weniger als im Vorjahr."
Auch die Hotelbranche leidet. Clara Sanz vom Hotel Europa klagt: "Der Monat Juli in Madrid war aufgrund der weltweiten Epidemie absolut außergewöhnlich. Die Belegungsrate ist abgestürzt, bei uns von 70 auf nur 10 Prozent."
Die Stadtverwaltung bleibt dennoch optimistisch für September, wenn die Saison der Tagungen, Konferenzen und der großen Kunst-Ausstellungen wieder anläuft.
Online-Nachfrage vorhanden
Sabine Schwanz, zuständig für Travel Trade & Connectivity der Stadt Madrid, meint: "Die Online-Anfragen zu Madrid haben wirklich stark zugenommen und fast das Niveau von 2019 erreicht. Zumindest die Absicht, nach Madrid zu kommen, ist also ziemlich weit verbreitet."
Nach einer verlorenen Sommersaison kämpft Spanien um die Rettung der Tourismusindustrie und des Gastgewerbes, die 11 % des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Alles hängt davon ab, wie stark COVID-19 im Oktober zurückschlägt.