Lukaschenko unter Druck: Hunderte Verletzte aus Gefängnissen entlassen

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Copyright Sergei Grits/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit dpa
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Trotz Freilassung von hunderten Gefangenen gehen die Streiks und Proteste in Belarus gegen den autoritären Staatschef Lukaschenko weiter.

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In Belarus gehen die Proteste gegen den autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko weiter.

Arbeiter in Staatsbetrieben traten am Freitagmorgen erneut in den Streik. Verschiedene Berufgruppen schlossen sich dem Generalstreik an.

Im Minsker Automobilwerk BelAZ skandierten sie "wir sind 97" - soviel Prozent von ihnen sollen bei der Präsidentschaftswahl am vergangenen Sonntag gegen Lukaschenko gestimmt haben.

Hunderte Ärztinnen und Ärtze bildeten in Minsk eine Menschenkette, um gegen das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten zu protestieren.

Beschäftigte der Philharmonie in Minsk versammelten sich auf der Straße und sangen zusammen Choräle mit traditionellen Texten.

Hunderte Menschen mit schweren Verletzungen aus dem Gefängnis entlassen

Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl sollen bis zu 7.000 Menschen verhaftet worden sein, die sich an Demonstrationen beteiligt hatten.

Der 65-jährige Lukaschenko hatte sich nach 26 Jahren an der Macht mit rund 80 Prozent der Stimmen zum sechsten Mal in Folge zum Wahlsieger erklärt. NGOs berichten von Wahlmanipulationen. Viele halten Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja für die eigentliche Gewinnerin der Abstimmung, die aus Angst um ihre Sicherheit nach Litauen geflüchtet ist.

Mit der Freilassung hunderter Gefangener in der Nacht zu Freitag hat der weißrussische Präsident nun teilweise EU-Forderungen nachgegeben. Tausende werden weiterhin in Gefängnissen festgehalten.

Die Entlassenen berichten von schwersten Misshandlungen im Gefängnis. Mehrere von ihnen mussten wegen der Schwere ihrer Verletzungen sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Viele schildern, dass sie kaum etwas zu Essen bekommen hätten und auf engstem Raum stehend zusammengepfercht worden seien. Ihre Körper waren mit Platzwunden und blauen Flecken von Schlägen übersät.

Lukaschenko gerät immer weiter unter Druck

Mit der Freilassung von Gefangenen hat der Machtapparat in Belarus das erste Mal seit Tagen eingelenkt.

Innenminister Juri Karajew entschuldigte sich dafür, dass bei den Protesten gegen Fälschung der Wahlergebnisse vom Sonntag auch viele Unbeteiligte festgenommen worden seien. So etwas passiere aber, meinte er. Ein 25-Jähriger war unter ungeklärten Umständen nach seiner Festnahme am Sonntag gestorben.

Die landesweiten Streiks und Rücktrittsforderungen setzen Lukaschenko nach Expertenmeinungen immer weiter unter Druck.

Am Freitag wollen sich die EU-Außenminister bei einer Videokonferenz über die Lage in Belarus beraten.

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