Komödie auf Kurdisch? Nicht in der Türkei

Schauspielerin Ruges Kirici spricht mit Medienvertretern vor dem Stadttheater Istanbul
Schauspielerin Ruges Kirici spricht mit Medienvertretern vor dem Stadttheater Istanbul Copyright AFP/Ozan Kose
Von Emma Beswick mit AFP
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Es ist bitter für die Schauspieler des Theaterensembles "Jiyana Nû", dass die zuständige Behörde ihr Stück vom Spielplan strich.

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Türkische Behörden haben ein Theaterstück in kurdischer Sprache aus dem städtischen Theater in Istanbul verbannt.

"Bêrû", eine kurdische Übersetzung des Stücks "Hohn der Angst" des italienischen Schriftstellers Dario Fo, wurde in das Oktoberprogramm des Stadttheaters Istanbul aufgenommen.

Dann jedoch wurde das Stück plötzlich vom Spielplan gestrichen.

"Wir waren auf der Bühne, bereit loszulegen und warteten auf die Zuschauer, als die Entscheidung zum Verbot des Stücks von den zuständigen Behörden kam", erklärte Schauspielerin Rugeş Kırıcı gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Es wäre das erste Mal in der modernen Geschichte der Türkei gewesen, dass "Bêrû" dort aufgeführt worden wäre.

Der Gebrauch der kurdischen Sprache im öffentlichen Raum ist in der Türkei untersagt, ein 2013 von der türkischen Regierung erlassenes "Demokratiepaket" brachte kaum Veränderungen, auch wenn Kurdisch beispielsweise als Unterrichtssprache an privaten Schulen anerkannt wurde. Als Muttersprache gilt dennoch ausschließlich Türkisch.

Die türkischen Behörden bestritten ein Verbot der kurdischen Sprache und begründeten ihre Entscheidung, mit der Absicht, "PKK-Propaganda" verhindern zu wollen.

"Theater in kurdischer Sprache ist natürlich erlaubt. Aber ein Theaterstück, das PKK-Propaganda enthält, kann nicht toleriert werden", sagte der stellvertretende Innenminister Ismail Çataklı, ohne Nennung weiterer Einzelheiten.

Die kurdische Arbeiterpartei PKK ist in der Türkei verboten und gilt auch in der Europäischen Union und den USA als terroristische Organisation.

"Mit einem solchen Verbot haben wir nicht gerechnet", sagte der Schauspieler Ömer Şahin, "es gab ähnliche Fälle in den 1990er Jahren, aber wir hielten es für überholt", fügte er hinzu.

In der Komödie geht es um die Beziehungen zwischen Volk, Regierung und Kapital, Schauplatz ist Italien in den 1980er Jahren.

"Es ist eine Schande für dieses Land", meint Rugeş Kırıcı. "Warum sollte die Aufführung dieses Stücks in kurdischer Sprache eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen? Wir wollten gemeinsam über eine Komödie lachen, selbst das wurde nicht toleriert", fügte sie hinzu.

Das Stück von Dario Fo wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt und in vielen Ländern der Welt aufgeführt.

Das 1914 gegründete Istanbuler Stadttheater hatte geplant, "Bêrû" unter der Regie von Nazmi Karaman und unter Mitwirkung des Theaterensembles "Teatra Jîyana Nû" am vergangenen Dienstag im Stadtteil Gaziosmanpasa uraufzuführen.

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