Rotes E für Schokolade: Nutri-Score-Ampel in deutschen Supermärkten - aber nicht EU-weit

Rotes E für Schokolade: Nutri-Score-Ampel in deutschen Supermärkten - aber nicht EU-weit
Copyright EN
Copyright EN
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Aus Italien kommt Kritik an der Nutri-Score-Ampel, die es in Frankreich und Belgien schon gibt und die Julia Kloeckner jetzt auch in Deutschland eingeführt hat.

WERBUNG

Im Supermarkt-Regal mit der Milch-Schokolade stehen alle Ampeln auf ROT - und die Tafeln sind mit einem E gekennzeichnet. Das bedeutet, dass diese Produkte ungesund sind, weil sie viel Zucker und Fett enthalten. Kaufe ich sie nun, die Schokolade in der lila Verpackung - trotz des E? Vielleicht doch lieber nicht...

In Frankreich gibt es sie schon: die Lebensmittel-Ampel mit dem Nutri-Score-System. Aber nicht alle Lebensmittelmarken verwenden sie. 

Auch auf einigen Produkten in Deutschland sind die Nutri-Score-Angaben inzwischen aufgedruckt, denn Julia Klöckner, die deutsche Ministerin für Ernährung und Landwirtschaft, hat sich nach einer Befragung von Verbrauchern dafür entschieden, das System einzuführen. Auf allen Lebensmitteln gibt es schon eine Nährwerttabelle, die meist kleingedruckt auf der Rückseite von Packungen steht. Diese ist EU-weit Pflicht. Der Nutri-Score ist in Frankreich, Belgien - und jetzt auch in Deutschland - freiwillig.

Kritik am Nutri-Score kommt aus Italien

Mehrere Versuche, das Nutri-Score-System EU-weit einzuführen, wurden abgebrochen. Auf besonderen Widerstand stieß die Lebensmittel-Ampel in Italien.

Dort kritisieren viele, dass die Initiative, den Menschen zu helfen, sich gesünder zu ernähren, zu sehr vereinfacht wurde - und dass der Nutri-Score deshalb nicht wirklich sinnvoll sei. Oft würden bestimmte Firmen oder bestimmte Regionen bevorzugt, was dem internationalen Wettbewerb schade.

Die konkurriende App in Italien heißt Oplà

In Italien hat ein Startup eine neue - mit dem Nutri-Score konkurrierende - App lanciert: Oplà. Mitbegründer Andrea Cattaneo, erklärt gegenüber Euronews, die Debatte sei oft im Stil Frankreich gegen Italien geführt worden.

"Wir sind der Meinung, dass der Fokus im Interesse des Verbrauchers viel mehr auf der Ernährung liegen muss als im Interesse der Produzenten und der Firmen. Wir müssen die Komplexität berücksichtigen. Der Nutri-Score läuft Gefahr, zu simplizistisch zu sein."

Die App Oplà gibt dem Benutzer für jedes Produkt eine einfache Punktzahl an - nach einer Reihe komplizierter Berechnungen. Verschiedene Parameter, die gezählt werden, kann die Nutzerin oder der Nutzer personalisieren. Sie oder er kann auch persönliche Daten wie Allergien eingeben. 

Die App informiert über die industriellen Prozesse, mit denen die Lebensmittel hergestellt wurden. Und sie gibt Tipps zur Häufigkeit des Verzehrs bestimmter Lebensmittel.

In Brüssel drängt auch Deutschland für die EU-weite Einführung des Nutri-Score. Dazu sagt Andrea  Cattena, dass ein einheitliches System wünschenswert sei. Doch er sieht Gefahren: "In verschiedenen Regionen in Europa, aber auch innerhalb eines Landes, haben wir völlig unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten, so dass es schwierig ist, alles auf eine einzige Information zu reduzieren. Das gemeinsame System müsste zwischen den einzelnen Staaten, den Gesundheitsministerien abgestimmt werden. Und dann müssen Projekte zur Ernährungserziehung entwickelt werden."

Oplà setzt auf Interaktivität und lädt die Kundinnen und Kunden ein, in der App Produkte hinzuzufügen. 

Einfacher als eine App ist sicher die auf den Lebensmittelverpackungen aufgedruckte Nutri-Score-Ampel. Ob jetzt auch in Deutschland mehr Menschen unentschlossen vor dem Schokolade-Regal im Supermarkt stehen?

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Schokoladenmesse in Paris

EU-Strategien, um Lebensmittel-Verschwendung zu bekämpfen

Wenn Julia Klöckner ein Video mit Nestlé macht und im Shitstorm endet