Nackte Mary im Zentrum von London sorgt für Empörung

Statue auf dem Parliament Square
Statue auf dem Parliament Square Copyright AFP
Von euronews
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In London ist die eigentlich gut gemeinte Errichtung eines Denkmals für eine Frauenrechtlerin aus dem späten 18. Jahrhundert nach hinten losgegangen. Denn der Philosophin wird ab nun mit der Darstellung einer nackten Frau gedacht. Unangebracht, so die Kritiker.

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Lange, rund zwei Jahrhunderte, hatte es gedauert, bis man in London bereit, willens und finanziell ausgestattet war, einer Pionierin des Feminismus und Philosophin ein Denkmal zu setzen: Mary Wollstonecraft. Was lange währt, wird endlich gut, könnte man denken. Aber weit gefehlt. Zumindest wenn es nach den Kritikern des Monuments geht, das am Dienstag auf dem Parliament Square enthüllt wurde.

Mary Wollstonecraft (1759-1797) gilt vielen als Mutter des Feminismus. Sie bleibt als Schriftstellerin, Übersetzerin, Philosopin und nicht zuletzt als Frauenrechtlerin im Gedächtnis. Daher rührt wohl auch die Empörung über das ihr gewidmete Denkmal. Denn ausgerechnet diese frühe Ikone der Gleichberechtigung (auch wenn die damals noch viel ferner war als heute) wurde nackt dargestellt. Wenn man denn überhaupt Wollcraftstone selbst in der stilisierten Frauenfigur erkennen will. Die Arbeit der Künstlerin Maggi Hambling sei in diesem Zusammenhang eine vertane Chance, so Kritiker.

Ganze 143.000 Pfund - mehr als 160.000 Euros - hat die Statue gekostet und ist das Ergebnis eines zehnjährigen Prozesses, in dem das Projekt angeschoben, durch Spenden finanziert und das Kunstwerk letztlich in Auftrag gegeben wurde.

Caroline Criado-Perez, die selbst bei der Errichtung einer anderen Frauenstatue Patin gestanden hatte, war am Dienstag irritiert:

"Ich will die Mühen, die die Umsetzung dieser Statue hier gekostet hat, nicht schmälern. Es ist toll, dass sie das geschafft haben. Aber: Was für eine Verschwendung, schade um die harte Arbeit. Die Darstellung beleidigt Mary Wollstonecraft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das gebilligt hätte, diese Darstellung eines feuchten Traums von einer Frau."

Man hätte der Statue der Frauenrechtlerin etwas Wiedererkennbares geben müssen, so Criado-Perez.

Und dann stellt sie eine interessante Frage: Wäre man auch nur auf die Idee gekommen, einen Mann vom Kaliber einer Mary Wollstonecraft, einen Politiker, Philosophen oder Menschenrechtler, nackt und derart stilisiert darzustellen?

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