Millionen Liter Bier in den Gulli? Brauereien schlagen Alarm

Blickt sorgenvoll in die Zukunft: Brauereichefin Anna Heller
Blickt sorgenvoll in die Zukunft: Brauereichefin Anna Heller Copyright Martin Meissner/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von euronews
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In der Coronakrise schlägt auch die deutsche Bierindustrie Alarm. Betroffen sind vor allem kleine Betriebe.

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Geschlossene Kneipen und Restaurants, keine Großveranstaltungen: In der Coronakrise schlägt auch die deutsche Brauindustrie Alarm. Laut Statistischem Bundesamt wurde 2020 5,5 Prozent weniger Bier verkauft. In den Lockdown-Monaten ging der Absatz laut Deutschem Brauer-Bund besonders drastisch zurück: Im April um 17,3, im Mai um 13 und im November um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Besonders dramatisch sei die Lage für Betriebe, die ihr Bier nicht vor allem als Flaschenbier im Handel, verkaufen, also kleine Brauereien, so der Sprecher des Branchenverbands, Marc-Oliver Huhnholz: "Wir haben über 1500 deutsche Brauereien hier, von ganz großen bis sehr viel kleinen. Wir haben über 1000 kleine Brauereien, die sehr stark im Gastronomiegeschäft sind, also ihr Bier in ihren Kneipen, in ihren Restaurants verkaufen und die sind natürlich massiv betroffen."

Forderung: "Erhoffe mir vor allem klare Zahlen"

Die Bio-Bauerei Heller in Köln ist einer dieser Betriebe. Sie hat 2020 40 Prozent weniger Umsatz gemacht als sonst, so die Brauerei-Chefin Anna Heller: "Wir hangeln uns mittlerweile von Woche zu Woche durch die Pandemie. Durch den ersten Lockdown sind wir eigentlich ganz gut gekommen, der war allerdings auch nur sechs maximal acht Wochen lang und dann kam der Sommer. Wir haben ein gutes, gutes Sommergeschäft gehabt, da hat die Brauerei auch viel Fassbier verkauft. Dann sind wir gerade in den Winter gestartet und dann war schon wieder alles vorbei."

Von der Politik erwartet Heller vor allem Planbarkeit: "Ich erhoffe mir vor allem klare Zahlen, an denen wir uns festhalten können", so die Brauerin. "Also das irgendwann entschieden wird, wenn die und die Zahl erreicht ist, dann dürft ihr aufmachen. Denn wir können nicht von jetzt auf gleich aufmachen. Eine Gastronomie, die ein halbes Jahr zu hatte, ist nicht von jetzt auf gleich startklar. Und was vor allem klar sein muss: Wenn wir einmal offen haben, können wir nicht wieder nach zwei Wochen zu machen. Das geht auf gar keinen Fall, das wäre der absolute Genickbruch."

Fassbier droht Vernichtung

Vielen Brauereien droht, dass sie ihre Vorräte vernichten müssen, denn immer mehr Fassbier überschreitet das Haltbarkeitsdatum. Auch wenn die Branche im Laufe des Jahres vorsichtiger geworden ist und weniger hergestellt hat, beklagen viele, dass Millionenwerte bereits in den Gulli gekippt wurden - und eine Rückkehr der feucht-fröhlichen Geselligkeit ist so bald nicht in Sicht.

Auch in Großbritannien wurden wegen der Corona-Lockdowns insgesamt fast 50 Millionen Liter Bier vernichtet. Das geht aus einer Berechnung der British Beer and Pub Association hervor, über die der Sender BBC Anfang Februar berichtete. Insgesamt geht der Verband von 49,5 Millionen Litern Fassbier aus, die wegen der lange geschlossenen Pubs weggeschüttet werden müssen - das entspricht dem Bericht zufolge etwa 495 000 Badewannen voll Bier.

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