Coronavirus: Deutsche Brauereien kämpfen ums Überleben

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Nach 400 Jahren muss die Brauerei im bayerischen Werneck dichtmachen. Die Corona-Krise zwingt sie in die Knie. Andere Brauereien könnten folgen, sollten die Bierfeste im Sommer und Herbst ins Wasser fallen.

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In Unterfranken gehen 400 Jahre Biertradition zu Ende. Die Wernecker Bierbrauerei muss ihre Türen schließen. Schuld ist die Corona-Krise.

Schluss nach 400 Jahren

Im September wird der Betrieb eingestellt, 15 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Eine tränenreiche Entscheidung, erklärt Juniorchefin Christine Lang:

"Mir persönlich und meiner Familie wird unendlich viel fehlen. Die Brauerei ist immer allgegenwärtig gewesen, immer Gesprächsthema am Essenstisch, sie ist präsent seit wir auf der Welt sind. Uns wird ein Stück Identität fehlen und ich denke auch der ganzen Region."

Das Familienunternehmen hat mehrere Kriege und Wirtschaftskrisen überlebt. Zuletzt machte ihm der harte Preiskampf in der Region zu schaffen.

Jetzt schien die Durststrecke endlich vorbei – doch dann kam die Pandemie und mit ihr der Totalausfall von Festbetrieb und Brauerei-Restaurant.

!!Wernecker Bierbrauerei schließt nach über 400 Jahren!! Hans Jörg Lang, alleiniger Inhaber der Wernecker Bierbrauerei, seine Frau Sabine sowie die Kinder Andreas und Christine (alle im Betrieb tätig) werden zum 30 September 2020 die Brauerei schließen. Nachdem es die letzten drei Jahre wieder aufwärts ging und 2020 mit vielen Veranstaltungen sehr gut ausgesehen hatte, hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und was nützen staatliche Darlehen, die man wieder zurückbezahlen muss? Soforthilfen, die an viele Bedingungen geknüpft sind? Soforthilfen, die nicht einmal ein Drittel der Mitarbeiterlöhne eines Monats decken? Die Familie ist unendlich müde und wird den neuen, riesigen Kampf nicht mehr aufnehmen. Diese traurige Nachricht erhielten die 15 Mitarbeiter und einige 450 Euro Kräfte am Montag. Die Familie erklärte dazu, dass ihr dies unendlich leid tue, weil einige Mitarbeiter zum Teil Jahrzehnte lang mitgekämpft hätten. Man werde sich aber bemühen, allen Mitarbeitern bei der Suche nach einer neuen Stelle behilflich zu sein. In einem symbolischen Brief an die Brauerei informiert die Familie die Öffentlichkeit und erläutert ihre Beweggründe:

Publiée par Wernecker Bier sur Mardi 24 mars 2020

Brauer-Bund: Das "überleben wir nicht"

Werneck ist kein Einzelfall, warnt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bunds (DBB):

"Viele Brauereien verkaufen 80, 90 Prozent ihres Bieres über Gaststätten wie die in Werneck, die seit Wochen geschlossen sind. Und wir wissen nicht, wann die Gaststätten wieder aufmachen können, wann die Biergärten wieder aufmachen können. Ich fürchte, das könnte im Extrefall Juli oder August werden. Und diese Strecke überleben wir nicht, weder die Gastronomie noch die Brauereien."

Die 15.000 Euro Soforthilfe vom Staat sind für viele Brauereien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Bierfeste im Sommer und Herbst werden für sie zur Überlebensfrage. Fallen auch sie ins Wasser, könnte die Corona-Krise in der Bierbranche noch viele weitere Opfer fordern.

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