AstraZeneca-Impfstoff in Europa rehabilitiert: Regierungschefs lassen sich damit impfen

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Copyright Michel Euler/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von su mit dpa
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Europa schwankt zwischen Covid-Lockerungen und neuen Lockdowns, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen arbeitet an juristischen Schritten gegen das Pharmaunternehmen AstraZeneca - prominente Kunden: Boris Johnson und Mario Draghi.

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Während Europa schwankt zwischen Covid-Lockerungen und neuen Lockdowns – Bewohner von Paris flohen in Scharen vor neuen Einschränkungen ab Samstag null Uhr – arbeitet EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an juristischen Schritten gegen das Pharmaunternehmen AstraZeneca, wegen gekürzter Lieferungen des Corona-Impfstoffs.

Die EU habe ein förmliches Schreiben an AstraZeneca wegen der Lieferprobleme geschickt. «Wir haben die Möglichkeit, einen geplanten Export zu verbieten,“ so von der Leyen. Sie warf dem Unternehmen vor, im ersten Quartal nur 30 Prozent der vereinbarten Menge geliefert zu haben.

FRANKREICH

Gleichzeitig drängten die Pariser in die ICs, um die französische Hauptstadt zu verlassen und in die Läden. Ministerpräsident Jean Castex hatte am Donnerstag neue Beschränkungen für rund ein Drittel der Bevölkerung des Landes verkündet, für Paris und mehrere Regionen im Norden und Süden des Landes.

Frankreichs Regierung will auch rund 100 Covid-19-Patienten von Intensivstationen in der Region Paris evakuieren, da die Krankenhäuser nur müham mit dem Anstieg der Fälle Schritt halten.

Das soll helfen, noch schärfere Einschränkungen für die rund 12 Millionen Menschen in der Hauptstadt-Region zu vermeiden. Gleichzeitig sollen die langsam gestarteten Impfungen beschleunigt werden.

“Bis Ende dieser Woche werden wahrscheinlich rund 100 Patienten aus der Region Ile-de-France evakuiert sein”, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Flughafen Orly, von wo zwei Patienten – 33 und 70 Jahre alt - nach Bordeaux im Südwesten geflogen wurden.

Auch zwei speziell ausgestattete Züge sollen "mehrere Dutzend Patienten in Regionen bringen, die heute weniger belastet sind", so Attal.

Laut französischem Gesundheitsministerium haben seit Beginn der Impfkampagne im Land knapp sechs Millionen (5.960.223) Menschen eine erste Dosis Covid-19-Impfstoff gespritzt bekommen.

'Impfen', 'impfen', 'impfen'
Angela Merkel
deutsche Bundeskanzlerin

DEUTSCHLAND

Auch in Deutschland steigen die Infektionsraten wieder exponentiell.

Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts für Infektionskrankheiten, sagte, es gebe düstere Anzeichen für eine Rückkehr zu einer Situation mit "vielen schweren Fällen und Todesfällen und Krankenhäusern, die überfordert sind".

Bund und Länder wollen die Impfkampagne beschleunigen – nach Ostern sollen auch Hausärzte beliefert werden. Bisher waren weitgehend spezielle Impfzentren zuständig. Der langsame Start der Kampagne wurde viel kritisiert.

Angela Merkel, deutsche Bundeskanzlerin:

“Die Devise lautet 'impfen', 'impfen', 'impfen'. Und deshalb haben wir ein Konzept vereinbart, mit dem wir neben den so wichtigen Impfzentren - und die Ärzte, Sanitäter und logistischen Mitarbeiter leisten wirklich Großartiges - immer mehr auch die Niedergelassenen Ärzte an den Impfungen beteiligen."

ITALIEN

In Italien wurde seit Freitagnachmittag wieder der AstraZeneca-Impfstoff verabreicht, die pharmakologische Behörde hatte ihr Verbot am frühen Morgen offiziell aufgehoben.

Das Experten-Komitee für Arzneimittelsicherheit der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, kurz PRAC, hatte keine Hinweise auf eine Häufung von Thrombosen nach Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin gefunden. Wegen dieses Verdachts hatten einige Länder in Europa dessen Einsatz ausgesetzt.

Mehrere Impfzentren im ganzen Land öffneten am Freitag sofort wieder, das Impfen ging weiter.

Auch mit Ministerpräsident Mario Draghi:

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“Ich habe es noch keinen Termin, aber meine Altersgruppe ist jetzt dran. Ja, ich werde mit AstraZeneca geimpft. Mein Sohn wurde vorgestern in England damit geimpft, also sind Zweifel (über seine Sicherheit) absolut nicht angebracht.”

GROSSBRITANNIEN

Der britische Premierminister Boris Johnson hatte am Freitag seine erste Dosis des AstraZeneca-Impfstoffs im St. Thomas's Hospital in London bekommen – er könne "es gar nicht übertreiben mit seinen Empfehlungen,“ sagte er anschließend.

AstraZeneca ist ein Pharmakonzern mit Sitz in Cambridge und britisch-schwedischen Wurzeln. Großbritannien hat nie aufgehört, dessen Serum zu verwenden, und das Land wurde allgemein für das Tempo seiner Impfkampagne gelobt - allerdings selbst dort mit Versorgungsengpässen.

su mit dpa

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