Brexit treibt Preise für britische Hobbygärtner

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Von Luke Hanrahan
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Wegen COVID entdecken immer mehr Briten ihre "grünen Daumen", doch Entspannungsgärtnern wird teurer: der Brexit treibt Kosten für importierte Pflanzen

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In britischen Gärten und Gartenzentren treffen sich geopolitische Konfliktlinien und verdeutlichen ganz konkret, dass der Brexit nicht zum Nulltarif zu haben ist... Wer dieser Tage als Kunde durch die oft gut besuchten Gärtnereibetriebe Großbritanniens streift, dem fallen die neuen Preisschilder auf. Es ist augenfällig, dass die Preise steigen. Aber warum?

Grüne Setzlinge soweit das Auge reicht, die Treibhäuser und Verkaufpaletten auf der Insel sind anscheinend gut gefüllt, doch dieser Anschein trügt. Denn das Angebot reicht nicht mehr für die  gartenverrückten Briten. Das Problem? Wie schon in den Jahren zuvor müssen viele Setzlinge vom Kontinent importiert werden, erschwert wird das durch den Brexit, während gleichzeitig die Nachfrage steigt. Klare Sache: das bringt die Preise durcheinander - und zwar zum Nachteil der Kunden.

Boyd Douglas-Davies ist Direktor der Britischen Gartenzentren. Er zeigt dem Euronews-Reporter einige Verkaufsschlager: “Hier ist Rosmarin aus einem unserer Gartenbaubetriebe in Italien." 

Riesiger Verwaltungsaufwand - wegen Brexit

Im kalten, verregneten Inselkönigreich entspannen sich immer mehr Menschen beim Gießen und Gärtnern von Brexit-Sorgen und COVID-Stress. Doch die Preise sprießen himmelwärts, sagt Douglas-Davies.

“Wir kaufen superviele Pflanzen auf dem europäischen Kontinent, in Holland, Belgien, Italien, Deutschland", so Douglas-Davies. "Brexit hat die Einfuhrformalitäten von Pflanzen verändert. Seit Januar müssen wir einen riesigen Verwaltungsaufwand treiben, das geht ins Geld - und verzögert den Import."

COVID verdreifacht Blumennachfrage

Die Nachfrage nach Blüten und Blumen hat sich verdoppelt bis verdreifacht: seit COVID haben drei Millionen Briten das Gärtnern neu für sich entdeckt. Zugleich stockt der Nachschub. Brexitbedingt haben sich die Lieferungen auf die Insel halbiert.

Euronews-Reporter Luke Hanrahan: “Diese Nelken müssen auf dem europäischen Kontinent gezogen werden, im Vereinigten Königreich ist das Wetter einfach nicht warm genug. Die Nelken hier kommen aus den Niederlanden und ihre Einfuhr ist nun zwanzig Prozent teurer - was das Preisgefüge in den Gärtnereien durcheinanderbringt."

Meldezwang für jede Pflanze

Denn jede Blume, jeder Baum braucht für Export/Import eine Art "europäischen Reisepass". Und diese Aus- und Einfuhrzertifikate sind nun nicht mehr gültig.

“Bevor eine Pflanze über das Wasser zu uns ins Vereinigte Königreich kommt, benötigt sie ein Pflanzengesundheitszeugnis", erläutert Douglas-Davies. "Hinzu kommt ein zusätzliches Pflanzenmelderegister, über das wir den Behörden alles melden müssen, was wir aus Kontinentaleuropa importieren - und das müssen wir tun, bevor die Pflanzen britischen Boden erreicht haben. Das ist ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand, der uns da abverlangt wird, egal von woher die Pflanzen eingeführt werden."

Die Mehrkosten legen viele britische Gärtnereien auf die Kunden um: Brexit macht das Leben teurer, auch für Hobbygärtner.

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