Königinnen ohne Volk: Brexit treibt britische Imker und Obstbauern in die Krise

Königinnen ohne Volk: Brexit treibt britische Imker und Obstbauern in die Krise
Copyright Michael Probst/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Luke Hanrahan mit Euronews
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Seit dem Ende Brexit-Übergangsperiode dürfen in Großbritannien zwar noch Bienenköniginnen, aber nur ohne Völker importiert werden. Das hat für viele landwirtschaftliche Betriebe Folgen, mit denen die Regierung in London so wohl nicht gerechnet hätte.

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**Seit Jahrzehnten werden Bienen aus wärmeren Ländern nach Großbritannien importiert, um die Bestände aufzufüllen. Sie dienen etlichen Obstfarmen als Bestäuber. **

Aber der Brexit bedeutet, dass die Einfuhr von Bienenvölkern auf das britische Festland jetzt verboten ist - seit dem Ende der Übergangsperiode zum Jahreswechsel. Erlaubt bleibt hingegen der Import von Bienenköniginnen. Den Völkern droht Vernichtung durch Verbrennung.

Für den Imker Patrick Murfet aus der englischen Grafschaft Kent - der seinerzeit für den Brexit gestimmt hat, es aber jetzt bereut - ist das eine Katastrophe: "Ich bin seit vierzig Jahren im Geschäft, aber ich hätte nie gedacht, dass ich in einen Prozess hineingezogen werden könnte, der nicht nur für mich, sondern auch für das Land schädlich sein würde - es ist eine Farce."

"Ich hafte für 15 Millionen Bienen"

Das kältere Wetter bedeutet, dass viele von Patricks Bienen es nicht durch den Winter schaffen werden. Für den Fall hatte er eigentlich vorgesorgt: "Wir haben schon im März vergangenen Jahres Kautionen für Bienenstöcke hinterlegt. Sie können nicht einfach plötzlich sagen: bomp, dieses Geschäft ist beendet. Ich hafte für die 15 Millionen Bienen, die für uns in Süditalien gezüchtet werden. Ich hafte für diese Rechnung."

Patricks Plan war, seine italienischen Bienen über die offene irische Grenze zu importieren und sie dann von Nordirland nach England rüberzubringen: "Sie sagten, sie würden sie entweder zurückschicken, oder sie zerstören und mich für den Import belangen."

Euronews-Reporter Luke Hanrahan fragte nach: "Wie war Ihre Reaktion?"

Patrick Murfet: "Ich fragte nach der Gesetzgebung, auf die sie sich stützten, um diese Maßnahme zu ergreifen. Ich habe nichts bekommen, denn es gibt keine Gesetzgebung, die uns aufhält."

"Sargnagel für die Imkerei"

Dies sei ein Problem, das in Großbritannien nicht nur Imker betrifft, berichtet Luke Hanrahan auf einer nahen Obstplantage: "In nur wenigen Monaten werden diese Birnbäume anfangen zu blühen. Obstbauern hier in Kent sind auf Bienen wie die, die Patrick hält, angewiesen, um ihre Blüten zu bestäuben. Ohne sie sind sie 20 Prozent weniger produktiv."

Patrick Murfet ergänzte: "Sobald die Zahl der Bienen reduziert ist, wird es für den Landwirt unwirtschaftlicher. Und wir müssen diese Ernte durch europäische Produkte ersetzen. Es ist katastrophal - wir werden in zehn Jahren zurückblicken und fragen 'wie kann jemand eine komplette Industrie in eine solche Zwangslage bringen?'. Es ist definitiv der Sargnagel für die Imkerei, wir können diese Verluste aus unseren heimischen Bienenstöcken nicht ersetzen, es ist unmöglich."

Die Regierung in London sagt, sie sei sich des Problems bewusst und arbeite mit den dezentralen Verwaltungen zusammen, um eine Lösung zu finden. Patricks Plan, aus Irland zu importieren, bleibt also aktuell.

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