Corona in Deutschland: Inzidenz spielt keine Rolle mehr. Und nun?

Gesundheitsminister Jens Spahn in einem Krankenhaus in Berlin
Gesundheitsminister Jens Spahn in einem Krankenhaus in Berlin Copyright Annette Riedl/(c) Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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Von Euronews mit dpa, Twitter
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Die 50er-Inzidenz als Richtwert für neue Corona-Maßnahmen ist Geschichte und soll aus dem Infektionsschutzgesetz gestrichen werden. RKI und Gesundheitsexperten sind skeptisch.

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Die 50er-Inzidenz als Richtwert für neue Corona-Maßnahmen ist Geschichte und soll aus dem Infektionsschutzgesetz gestrichen werden. RKI und Gesundheitsexperten sind skeptisch.

Wieviele Covid-Patienten im Krankenhaus sind zuviel?

Stattdessen will man sich bei Entscheidung zu Corona-Regeln nun stärker an der Belegung von Krankenhausbetten orientieren. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) solle zügig einen entsprechenden Vorschlag machen ist sich das Bundeskabinett einig.

Wann das Gesetz geändert wird und die Länder dies auch in ihren Corona-Verordnungen berücksichtigen, kann man noch nicht sagen. Das Infektionsschutzgesetz schreibt bislang vor, dass ab einem Wert von 50 umfangreiche Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus greifen.  

Das Robert Koch-Institut gibt bereits täglich eine sogenannte Hospitalisierungs-Inzidenz an. Am Montag lag der Wert bei 1,28.

Aber einen Grenzwert gibt es noch nicht. Wieviele Covid-Patienten im Krankenhaus und auf Intensivstationen ist zuviel?

Streichung der Inzidenz-Strategie ist gegen die RKI-Empfehlung

Dass Jens Spahn künftig in erster Linie auf den Anteil der Infizierten schauen will, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, sehen viele kritisch. Der Streichung der 50er-Inzidenz ging eine wochenlange Debatte voraus.

RKI-Chef Lothar Wieler hatte ein Festhalten an der Niedrig-Inzidenz-Strategie empfohlen. Die Inzidenz sollte der Leitindikator bleiben und sei „wichtig, um die Situation in Deutschland zu bewerten und frühzeitig Maßnahmen zur Kontrolle zu initiieren“, hatte Lothar Wieler Ende Juli auf einem Corona-Gipfel gesagt.

Durchseuchung der Ungeimpften

Mit der Inzidenz als Frühindikator sind wir bisher relativ gut gefahren, schreibt ein User bei Twitter, die Auslastungwerte von dem Intensivsstationen kämen zu spät, man habe im Schnitt 14 Tage verloren. Auch Durchbruchsinfektionen, also Covid-Infektionen von bereits geimpften Personen, würden zunehmen, weshalb die Inzidenz als wichtigster Parameter bleiben sollte, so der Kommentar.

"Leider wird die Durchseuchung der Ungeimpften akzeptiert, Motto: selbst schuld", meint SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach dazu.

Karl Lauterbach sagt, dass die Durchsetzung von strengen Maßnahmen wie die 2G-Regel (nur Geimpfte und Genesene genießen Previlegien) in Wahlkampfzeiten unbeliebt seien, aber aus medizinischer Sicht das einzige Vertretbare.

Indikator Impfquote

Neue Corona-Maßnahmen werden künftig vermehrt an anderen Zahlen ausgerichtet sein, neben der Hospitalisierungsquote ist das auch die Impfquote.

Das schaffe ein Mittel mehr, um Druck auf Ungeimpfte zu erhöhen, kritisieren Impfgegner.

In Nordrhein-Westfalen sind die Corona-Neuinfektionen wieder so hoch wie zuletzt Mitte Mai. Mit einem Wert von 103,3 lag das bevölkerungsreichste Bundesland am Montag mit weitem Abstand an der Spitze der Bundesländer bei den Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Allein in Leverkusen lag die Inzidenz zeitweise über 200. Das geht aus den Daten des RKI hervor.

Lauterbach: Inzidenz unter Ungeimpften in Leverkusen: 600

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert das Vorgehen der Regierung in Nordrhein-Westfalen. „Die Landesregierung hat signalisiert, dass die gefährlichen Krankheitsverläufe nicht mehr zu befürchten seien. Außerdem wurde die Einhaltung der bestehenden Regeln kaum kontrolliert.

Die steigenden Fallzahlen waren absehbar und überraschen mich nicht.“ Lauterbach habe für Leverkusen nachgerechnet: „Unter den Ungeimpften beträgt die Inzidenz dort inzwischen ungefähr 600.“

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