"Ein Fiasko": Bundeswehr-Offizier rechnet mit Bundesregierung ab

Marcus Grotian, Vorsitzender des Patenschaftsnetzwerks Afghanische Ortskräfte
Marcus Grotian, Vorsitzender des Patenschaftsnetzwerks Afghanische Ortskräfte Copyright Michael Sohn/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
Von Luis Nicolas Jachmann
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Der Vorsitzende des Patenschaftsnetzwerkes für afghanische Ortskräfte der Bundeswehr hat der Bundesregierung ein schlechtes Krisenmanagement in Afghanistan vorgeworfen.

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Rund 3800 Menschen hat Deutschland über die eingerichtete Luftbrücke aus Afghanistan bisher ausfliegen können - für das Patenschaftsnetzwerk für afghanische Ortskräfte der Bundeswehr ist diese Zahl viel zu gering.

Der Vorsitzende des Netzwerks, Marcus Grotian, hat die Bundesregierung für ihr Krisenmanagement hart kritisiert: "Wir sind überwältigt von Fassungslosigkeit, weil Regierungsparteien und Politiker die Warnungen missachtet, Lösungshinweise und Warnungen ignoriert, die Verantwortlichkeiten abgeschoben haben und bis heute die eigenen Verfahren und Handlungen loben."

Harte Kritik auch aus der Zivilgesellschaft

Grundsätzlich halte er es für ein "Fiasko und Desaster in einem unvorstellbaren Ausmaß", dass man Menschenleben in die Hände von Taliban gegeben habe und jetzt hoffen müsse", noch möglichst viele herauszubekommen.

Die Zeit drängt. Denn mit dem voraussichtlichen Abzug der amerikanischen Soldat:innen Ende des Monats könnte auch Deutschland gezwungen sein, die Evakuierungen in wenigen Tagen einzustellen.

Grotian sagte: "Jeder der für Deutsche gearbeitet hat muss jetzt dort durchgelassen werden, weil es nicht mehr viele Chancen geben wird. Die sind jetzt dreimal abgewiesen worden, teilweise ein 4., ein 5. Mal gibt es vielleicht nicht mehr. Und dann fliegen vielleicht keine Missionen mehr."

Die Kritik fällt heftig aus

Grotian rechnet mit "menschlichen Tragödien". Aus seiner Sicht hätten rund 8000 Afghan:innen - Familien miteinberechnet - das Recht, unmittelbar ein Visum ausgestellt zu bekommen. Ob Deutschland alle ehemaligen Ortskräfte noch ausfliegen kann, erscheint in diesen Stunden unsicherer denn je.

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