Alltag und Armut in Afghanistan - vom Leben in Kabul unter den Taliban

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Die Flohmärkte in Kabul sind voll mit den Habseligkeiten, die verzweifelte Afghanen zu Schleuderpreisen verkauft haben, um ihre Flucht vor der Taliban-Herrschaft zu finanzieren oder einfach nur, um Lebensmittel zu kaufen.

Die Flohmärkte in Kabul sind voll mit den Habseligkeiten, die verzweifelte Afghanen zu Schleuderpreisen verkauft haben, um ihre Flucht vor der Taliban-Herrschaft zu finanzieren oder einfach nur, um Lebensmittel zu kaufen.

Seit die Taliban Mitte August die Macht übernommen haben, gibt es für viele Afghaninnen und Afghanen keine Arbeitsmöglichkeiten mehr, und sie dürfen nur 200 Dollar pro Woche von ihren Bankkonten abheben, was bedeutet, dass Bargeld knapp ist.

In den vergangenen Tagen haben die Taliban offenbar versucht, ein System einzurichten, das es den Kunden ermöglicht, Geld abzuheben, aber das Ganze artet oft in Schlägereien aus, wenn Menschenmassen auf die Banken zustürmen.

Afghanistans neue Taliban-Herrscher stehen vor schwierigen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen in einem Land, das sich stark von dem Land unterscheidet, das sie vor 20 Jahren regiert hatten.

Als sie in den späten 1990er Jahren das letzte Mal an der Macht waren, war Afghanistan ein armes Agrarland, und die Taliban damit beschäftigt, einer weitgehend gefügigen Bevölkerung ihren strengen Islam aufzuzwingen.

Diesmal gibt es eine kleine, gebildeten Mittelschicht, aber auch eine Wirtschaft, die wegen Krieg und Korruption darniederliegt.

Schon bevor die Taliban am 15. August Kabul stürmten, lag die Arbeitslosenquote bei über 30 %, und mehr als die Hälfte der Afghaninnen und Afghanen lebte in Armut - trotz zwei Jahrzehnten US-Einsatz und Milliarden von Dollar an Hilfsgeldern.

Viele Binnenflüchtlinge leben noch immer in Lagern in verschiedenen Teilen Kabuls.

Der 50-jährige Juma Khan aus der Provinz Kundus lebt mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in einem solchen Lager.

Er brachte seine Familie während der schweren Kämpfe zwischen den Taliban und den Regierungstruppen Anfang August nach Kabul.

Er sagte, sein Haus sei zerstört worden und er könne seine Familie kaum noch ernähren.

Hunderte geflüchtete Familien leben in demselben Lager, und die von Hilfsorganisationen bereitgestellten Essensspenden sind knapp bemessen. Die Vereinten Nationen warnen, dass bis Ende des Jahres 97 % der Afghanen unter die Armutsgrenze fallen könnten.

Außerhalb der Lager herrscht in Teilen der afghanischen Hauptstadt mit ihren mehr als fünf Millionen Einwohnern die Stimmung vor, dass wieder zur Tagesordnung übergegangen wird - ein krasser Gegensatz zu den erschütternden Szenen am Flughafen von Kabul, wo Tausende tagelang zu den Toren drängten und auf eine Gelegenheit zur Ausreise hofften. Menschen, die eigentlich ausreisen wollten, bleiben weiterhin wohl lieber zu Hause.

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