Straßengefechte in Beirut: Streit um Hafenexplosion eskaliert tödlich

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Von Euronews mit dpa
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Bewaffnete Kämpfe auf offener Straße in Beirut. Wegen des Streits um die schleppende Aufarbeitung der Explosion im Hafen hat es tödliche Straßengefechte gegeben, die einige an die Stimmung im Bürgerkrieg in den 1980er Jahren erinnert haben.

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Bewaffnete Kämpfe auf offener Straße in Beirut. Wegen des Streits um die schleppende Aufarbeitung der Explosion im Hafen hat es tödliche Straßengefechte gegeben, die einige an die Stimmung im Bürgerkrieg in den 1980er Jahren erinnert haben.

In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist der Streit um die schleppende Aufarbeitung der Explosion im Hafen vor gut einem Jahr auf tödliche Weise eskaliert. Bei Protesten war es am Donnerstag zu Schüssen auf offener Straße gekommen. Mindestens sechs Menschen wurden getötet, Dutzende verletzt.

Gewalt an alter Demarkationslinie zwischen schiitischen und christlichen Vierteln

Auf Videos waren Verwundete zu sehen sowie bewaffnete Männer bei Schusswechseln in Wohnvierteln. Angesichts der Straßengefechte, den heftigsten seit Jahren, fühlten sich einige an den Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 erinnert. Die Gewalt am Donnerstag spielte sich auch in Nähe einer früheren Demarkationslinie zwischen schiitischen und christlichen Vierteln ab.

Die Armee brachte Panzer und Soldaten in Stellung, um Ruhe herzustellen. Nach etwa vier Stunden schien die Lage wieder unter Kontrolle zu sein. 

Wer für die Gewalt verantwortlich war, blieb zunächst unklar. Die schiitische Amal-Bewegung und die mit ihr verbundene, Iran-treue Hisbollah sprach von Scharfschützen auf Dächern, die das Feuer auf ihre Anhänger bei dem Protest eröffnet hätten. Sie beschuldigten die christlichen Forces Libanaises (FL), bewaffnete Milizen auf die schiitischen Demonstranten losgeschickt zu haben. Die militaristische FL-Partei ist Nachfolger einer gleichnamigen Miliz, der vor Jahrzehnten mehrere politische Morde zur Last gelegt wurden.

Präsident Michel Aoun versicherte, dass die Verantwortlichen für die Explosion im Hafen vor Gericht gestellt würden. "Ich werde dafür sorgen, dass die Untersuchung die Wahrheit über die Geschehnisse ans Licht bringt, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", sagte Aoun in einer Ansprache. "Das war und bleibt eine Priorität meines Engagements gegenüber den Libanesen und der internationalen Gemeinschaft."

Auch die Vereinten Nationen in New York betonten die Notwendigkeit einer unabhängigen Untersuchung der Explosion im vergangenen Jahr. Die USA und die Vereinten Nationen haben alle Gruppen aufgefordert, die Waffen niederzulegen und eine weitere Eskalation zu verhindern. 

Die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Joanna Wronecka, hat die Anwendung bewaffneter Gewalt außerhalb der staatlichen Autorität verurteilt. Sie habe zur Zurückhaltung aufgerufen, zur Ruhe, Stabilität und zum Schutz der Zivilbevölkerung, sagte ein UN-Sprecher.

Die Spannungen im Zusammenhang mit der Explosion im Hafen haben zu den bestehenden Problemen im Libanon beigetragen - zum Zusammenbruch der Währung, der Hyperinflation und Energiekrise mit langen Stromausfällen.

Die Spannungen im Zusammenhang mit der Hafensprengung haben zu den bestehenden Problemen des Libanon beigetragen, zu denen auch der Zusammenbruch der Währung, die Hyperinflation, der zunehmenden Armut und der Energiekrise, die zu langen Stromausfällen führt.

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