Keine Zeit für Gassi gehen: Hundesitter sind überlastet

Eine Horde Hunde jagt fröhlich durch die Hilversumer Heide. Henriët de Jong, die einen Hundeausführservice betreibt, stellt ihre Schützlinge vor: "Das sind Dara, eine ehemalige Straßenhündin aus Rumänien, Daisy, eine Promenadenmischung, Bonk , ein Labrador und der Pudel Plug!"
Nette, umgängliche Hunde - und die wahren Leidtragenden der Coronapandemie. Während des Lockdowns hatten sich viele Menschen in den Niederlanden einen Vierbeiner angeschafft. Doch jetzt, da Arbeit und Schule wieder normal funktionieren, hat niemand Zeit, mit dem Hund Gassi zu gehen.
Das bekommt Henriët de Jong deutlich zu spüren. Die Nachfrage ist rasant gestiegen, sagt sie. Im September wurde ein neuer Mitarbeiter für den zweiten Minibus eingestellt, der jetzt schon voll besetzt ist. Im Januar werde ich einen dritten Bus in Betrieb nehmen, weil wirklich jeden Tag neue Anfragen eintrudeln."
Maximal sechs Hunde gleichzeitig
Mit dem Bus werden die Tiere eingesammelt und dann ins Auslaufgebiet gefahren. Henriët ist mit einer Kollegin unterwegs. Maximal sechs Hunde können sie gleichzeitig handeln.
Nicht nur ihre Firma platzt aus allen Nähten. Wer derzeit einen Hundesitter sucht, muss sich auf eine lange Warteliste einstellen.
"Womit die Leute nicht gerechnet haben, ist, dass wir keinen Platz mehr haben", meint Henriët. "Das war vielleicht ein bisschen zu leichtfertig gedacht. So nach dem Motto: 'Das kriegen wir schon hin'. Jetzt stellen sie fest, dass es vielleicht ein bisschen zu spät ist."
In der Coronakrise wurden schätzungsweise 200.000 neue Hunde angeschafft und ebenso viele Katzen.
Tierschützer warnen vor den Konsequenzen des Bewegungsmangels - und befürchten, dass ein großer Teil der Hunde letztlich im Tierheim landen wird. Derweil haben Hundesitter alle Hände voll zu tun.