Atomkraft doch nicht "grün"? Deutschland u.a. warnen vor Macrons Plänen

Atomkraftwerk in Frankreich - ARCHIV
Atomkraftwerk in Frankreich - ARCHIV Copyright Francois Mori/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit AFP, dpa
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Auf der COP26 in Glasgow haben Deutschland, Dänemark, Portugal u.a. Staaten vor der Kernkraft gewarnt.

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Frankreich will den Bau von Kernreaktoren wieder aufnehmen, das hat Präsident Emmanuel Macron am 9. November in einer TV-Ansprache angekündigt. Wenige Tage später hat jetzt die geschäftsführende deutsche Umweltministerin auf der COP26 in Glasgow den Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie bestätigt. Svenja Schulze sagte über die Atomkraft: "Sie ist zu riskant, zu langsam und zu teuer für die entscheidende Dekade im Kampf gegen den Klimawandel."

Mehr noch: Zusammen mit Dänemark, Österreich, Luxemburg und Portugal warnt Deutschland die EU in einer Erklärung davor, Kernenergie als nachhaltig einzustufen.

Die Kernenergie sei mit dem Grundsatz der EU-Taxonomie, die darauf abzielt, keine nennenswerten Umweltschäden anzurichten, unvereinbar, heißt es in der Erklärung. "Wir fordern die Europäische Kommission daher dringend auf, den mutigen Weg, den sie eingeschlagen hat, um die EU zum weltweiten Leitmarkt für nachhaltige Finanzen zu machen, nicht zu gefährden."

Machtkampf mit Frankreich

Frankreich übernimmt am 1. Januar den rotierenden Ratsvorsitz der EU - und Macron kann auf die Unterstützung von Polen, Ungarn und Tschechien zählen, die ebenfalls Atomkraft als nachhaltig einstufen wollen.

Der französische Präsident sieht in der "dekarbonisierten Energie" die Möglichkeit, das Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen und den künftigen Strombedarf des Landes in Zeiten steigender Energiepreise zu decken.

Frankreich bezieht derzeit den überwiegenden Teil seines Stroms aus Kernenergie, während der Anteil der erneuerbaren Energien mit rund 25 % eher gering ist. Paris will zwar die erneuerbaren Energien weiter ausbauen, aber diese Energien erfordern höhere Investitionen, betont der französische Stromnetzbetreiber RTE in einem aktuellen Bericht. Der Bau neuer Kernreaktoren sei wirtschaftlich wettbewerbsfähiger.

Das von Emmanuel Macroin angekündigte neue Atomprogramm wird voraussichtlich aus sechs zusätzlichen Druckwasserreaktoren (sogenannten EPR) bestehen. In Frankreich gibt es bisher eine Anlage in Flamanville am Ärmelkanal, die sich 2007 in Betrieb im Bau befindet. Zudem will Macron in kleine Reaktoren (sogenannte SMR) investieren, von denen einige in China im Betrieb sind.

Auf Twitter hatte sich Greenpeace Frankreich über Macron lustig gemacht und von einer Rückkehr in die 70er Jahre gesprochen.

Der Bau von Atomanlagen der neuen Generation hat sich in Frankreich nicht nur um viele Jahre verzögert, sondern die Projekte sind am Ende auch wesentlich teurer als ursprünglich geplant.

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