Halten sich die Taliban an ihre Zusage, ausreisewilligen Afghanen das Verlassen des Landes zu ermöglichen? Momentan stehen in Kabul hunderte Menschen Schlange, um einen Reisepass zu erhalten.
Nach der Ankündigung der Taliban in Afghanistan, wieder Reisepässe auszustellen, stehen hunderte Menschen vor der Passbehörde in Kabul Schlange – bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Im ganzen Land hoffen zehntausende Menschen auf eine Ausreise, viele haben Angst vor den militant-islamistischen Taliban.
Eine 26-Jährige, deren Mann im Iran ist, sagt: "Im Moment ist die Situation hier nicht friedlich. Wir haben keine Reisepässe. Wenn sich die Lage weiter verschlechtert, brauchen wir Pässe, um flüchten zu können."
Prüfstein für Glaubwürdigkeit der Taliban
Und ein afghanischer Künstler erzählt: "Seit fünf Monaten, als die Taliban kamen, haben wir keine Arbeit. Niemand kümmert sich um uns, keiner denkt an die Kunst. Wir Künstler sind am schutzbedürftigsten, aber keiner schert sich."
Die Taliban hatten die Ausstellung von Reisepässen kurz nach ihrer Machtübernahme im August gestoppt. Die Ausgabe von Pässen gilt als wichtiges Kriterium für die Zusage der Taliban an die internationale Gemeinschaft, ausreisewilligen Staatsbürgern auch wirklich das Verlassen des Landes zu ermöglichen. Momentan verschärft sich in Afghanistan die wirtschaftliche und humanitäre Krise.