«Ich möchte Entschuldigung sagen», so ein betreten wirkender Boris Johnson im Londoner Unterhaus nach der Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts zu den Lockdown-Partys in seinem Amtssitz Downing Street ("Partygate"). Er kündigte Umstrukturierungen und Reformen an.
«Ich möchte Entschuldigung sagen», so ein betreten wirkender Boris Johnson im Londoner Unterhaus nach der Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts zu den Lockdown-Partys in seinem Amtssitz Downing Street ("Partygate").
Ein paar Zitate aus dem Bericht der Spitzenbeamtin Sue Gray:
"... ein schwerwiegendes Versagen, nicht nur, wenn es um die hohen Standards geht, die von denen erwartet werden, die im Herzen der Regierung arbeiten - sondern auch bei den Standards, die von der gesamten britischen Bevölkerung zu der Zeit erwartet wurden.“
"... Es gab Führungs- und Einschätzungsfehler an verschiedenen Stellen von Nr. 10 (Downing Street) und im "Cabinet Office" („Kabinettsbüro“, zentrale Behörde der britischen Regierung) zu verschiedenen Zeiten.“
Der Premier kündigte weitreichende Umstrukturierungen und Reformen in seinem Amtssitz an.
Boris Johnson:
„Zuerst möchte ich mich entschuldigen, und es tut mir leid für die Dinge, die wir einfach nicht richtig gemacht haben, und auch für die Art und Weise, wie diese Dinge weiterverfolgt wurden. "Ich verstehe es und ich werde es in Ordnung bringen".
RÜCKTRITT? KEINE FRAGE
Ein Rücktritt, wie ihn die Opposition und einige Abgeordnete seiner eigenen Partei gefordert hatten, gehört für Johnson jedoch aus freien Stücken nicht dazu.
Keir Starmer, Labour-Chef, Oppositionsführer im Unterhaus:
„Er hat am Ende auf seine übliche Ausrede zurückgegriffen, jeder ist schuld, nur er nicht. Die anderen gehen, er bleibt. Selbst jetzt versteckt er sich hinter einer polizeilichen Ermittlung zuhause und seinem Büro.“
SCOTLAND YARD ERMITTELT
Gray hatte sich nach eigener Aussage mit Rücksicht auf Scotland-Yard-Ermittlungen zu 12 der insgesamt 16 untersuchten Events mit Details zurückgehalten – allerdings nicht bei den konkreten Punkten, die sich ihrer Meinung in dem britischen Regierungssitz ändern sollten. «Exzessiver Konsum von Alkohol ist in einem professionellen Arbeitsumfeld zu keiner Zeit angemessen», schrieb sie.
Während der Pandemie war demnach in der Downing Street regelmäßig getrunken und gefeiert worden. Gray betonte, einige der Treffen hätten nicht stattfinden oder sich nicht in der Weise entwickeln dürfen, wie es letztlich geschah.
Das Verhalten einiger Beteiligter sei «schwer zu rechtfertigen». Es habe in verschiedenen Bereichen von Downing Street Nummer 10 und dem angegliederten "Cabinet Office" ein deutliches Führungsversagen gegeben.
Außerdem sei offensichtlich zu wenig darüber nachgedacht worden, welches Gesundheitsrisiko einige Versammlungen bedeutet hätten und wie sie in der Öffentlichkeit vor dem Hintergrund der landesweiten Notlage erscheinen mochten.
Die frühere britische Premierministerin Theresa May im Londoner Unterhaus an ihren Parteikollegen und amtierenden Premier Boris Johnson, nachdem die Spitzenbeamtin Sue Gray diesem Führungsversagen während des Corona-Lockdowns in der Downing Street attestiert hatte:
"Entweder hat mein ehrenwerter Freund die Regeln nicht gelesen oder er und die Menschen um ihn herum haben nicht verstanden, was sie bedeuteten oder sie dachten, die Regeln gälten nicht für (Downing Street) Nummer 10. Was davon war es?"
Im April 2020, während des ersten Lockdowns, hatte sich Johnson selbst mit dem Virus angesteckt und um sein Leben gekämpft. Er verbrachte einige stressige Tage auf der Intensivstation.
su mit dpa, AP