"Kriegsverbrechen" - Entbindungsstation in Mariupol bombardiert

Zwei Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs kommt die Bodenoffensive weiterhin nur schleppend voran. Gleichzeitig verschlimmert sich aber die Lage der Zivilbevölkerung in den umzingelten ukrainischen Großstädten.
Nach Einschätzung des Pentagon hat die russische Armee bislang fünf Prozent ihrer Durchschlagskraft auf ukrainischem Boden eingebüßt. Dazu zählten logistische Probleme durch zerstörtes oder kaputtes Gerät sowie Ausfälle von Personal. Das Pentagon ging zuletzt von 2.000 bis 4.000 gefallenen russischen Soldaten aus, hegt aber selbst Zweifel an diesen Zahlen.
US-Satellitenaufnahmen zeigen die Folgen erhöhter militärischer Aktivität wie Bombardierungen sowie flächendeckende Zerstörungen in und um die Hauptstadt Kiew.
Amateuraufnahmen aus Charkiw lassen erahnen, dass nicht nur Gebäude sondern auch die Infrastruktur der belagerten ostukrainischen Großstadt dauerhaft zerstört sind.
Russische Ziele: Wohnheim, Fabrik, Entbindungsstation
Ähnlich erging es Schytomyr rund 120 Kilometer westlich von Kiew. Bürgermeister Serhij Suchomlyn berichtete, ein Wohnheim und eine Fabrik seien dem Erdboden gleichgemacht worden. Angaben zu Toten machte er nicht. In dem Werk sollen 70 Prozent der ukrainischen Mineralwolle produziert worden sein.
Die Hoffnungen der oft unter Hunger und Durst leidenden Zivilisten in isolierten Städten wie Mariupol beruhen auf Fluchtkorridoren. In Sumy im Nordosten konnten auf diese Weise 5000 Ukrainer und rund 1700 ausländische Studierende wohlbehalten die Kampfzone verlassen.
In der umkämpften Hafenstadt Mariupol soll während einer von beiden Seiten vereinbarten Feuerpause eine Entbindungsstation bombardiert worden sein. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem Kriegsverbrechen. Eine örtliche Behörde nannte eine Opferzahl von 17 Verletzten. Bislang seien in Mariupol 1170 Menschen getötet worden, berichtete der stellvertretende Bürgermeister. 47 Leichen seien an diesem Mittwoch in einem Massengrab beerdigt worden.