Einige Fans warten vor dem Wahlbüro im nordfranzösischen Hénin-Beaumont auf Marine Le Pen. Die rechtsextreme Kandidatin sorgt im Ausland für dramatische Schlagzeilen, doch auch in Frankreich beunruhigt die Kandidatin.
Für ein Foto mit Marine Le Pen haben einige ihrer Anhänger am Sonntagmorgen vor dem Wahlbüro in Hénin-Beaumont auf die rechtsextreme Kandidatin gewartet. Ein junger Mann lässt sich um 11 Uhr zusammen mit der 53-Jährigen ablichten, die es schon 2017 in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen geschafft hatte.
Damals war es Le Pen auch gelungen - nach zwei gescheiterten Versuchen - das Direktmandat in ihrer Hochburg Hénin-Beaumont zu erringen. Ins französische Parlament ziehen nur die Abgeordneten ein, die die Mehrheit der Stimmen in ihrem Wahlkreis erreicht haben.
Bei der Stimmabgabe begleitet wurde die Präsidentschaftskandidatin an diesem Sonntag, den 10. April 2022, von Steeve Briois, dem Bürgermeister von Hénin-Beaumont. Briois ist ein enger Vertrauter von Marine le Pen. Der 49-Jährige ist auch Europaabgeordneter des Rassemblement National und war zuvor einer der Partei-Verantwortlichen des Front National.
Offenbar will Marine Le Pen nicht mehr bei Präsidentschaftswahlen antreten, wenn sie in diesem Jahr nicht gewählt wird. Es heißt, sie bereite sich seit fünf Jahren auf eine weitere TV-Diskussion gegen Emmanuel Macron vor, weil er als Sieger der Debatte 2017 galt.
In diesem Wahlkampf hat Marine Le Pen versucht, sich als zuverlässige, erfahrene Politikerin darzustellen. Nachdem es in ihrem dritten Anlauf bei der Präsidentschaftswahl zunächst in den Umfragen schlecht für die Rechtsextreme aussah, hat sie gegenüber dem Amtsinhaber Emmanuel Macron zuletzt aufgeholt.
Vor allem im Vergleich zum anderen rechtsextremen Bewerber, dem TV-Moderator Eric Zemmour, wollte Le Pen als die seriösere Kandidatin erscheinen. Zemmour vertritt noch ausländerfeindlichere Positionen als Le Pen, die seit einigen Jahren einen weniger extremen Kurs vertritt als ihr Vater Jean-Marie Le Pen.
Dennoch sorgt die Aufholjagd von Marine Le Pen in den Umfragen nicht nur im Ausland für Schlagzeilen. Auch in Frankreich sind viele entsetzt darüber, dass die Rechtspopulistin es den Umfragen zufolge erneut in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen schaffen dürfte.
Ob es ihr letztlich schadet oder nutzt, dass Le Pen als Putin-freundlich gilt, bleibt abzuwarten. Medienberichten zufolge wird die Partei Rassemblement National mit Gelden aus Moskau unterstützt.
Auf Twitter macht auch der Ausschnitt aus einem BBC-Interview mit Le Pen Furore, in dem sie Gespräche mit Wladimir Putin wieder für möglich hält.
So schreibt die Financial Times, dass die Le-Pen-Partei noch immer einen Kredit für den Wahlkampf 2017 an einer russische Bank abbezahlt.
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Live beendet
Euronews berichtet bis 2:00 Uhr MEZ live von den französischen Wahlen. Hier erfahren Sie mehr über die erste Runde der Wahl.
Hier die neuesten Informationen zu den Wahlen in Frankreich:
- In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen liegt Emmanuel Macron mit 27,4 % der Stimmen vorne, gefolgt von Marine Le Pen mit 24,1 %
- Linksaußen Jean-Luc Mélenchon liegt nach Angaben des französischen Fernsehens mit 21,4 % auf dem dritten Platz.
- Die Wahlbeteiligung lag am Ende bei 73,8 Prozent - unter der von 2017, aber nicht historisch niedrig.
- 12 Kandidaten waren in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen angetreten. Die zweite Wahlrunde findet in zwei Wochen statt. Hier ein Blick auf die 12 Präsidentschaftskandidaten und ihre Pläne für die EU.
Hier sind die Wahlergebnisse nach Auszählung von 92 % der Stimmen:
- Emmanuel Macron --- 27.4%
- Marine Le Pen --- 24.37%
- Jean-Luc Melenchon --- 21.18%
- Eric Zemmour --- 6.94%
- Valérie Pécresse --- 4.76%
- Yannick Jadot --- 4.44%
- Jean Lassalle --- 3.29%
- Fabien Roussel --- 2.35%
- Anne Hidalgo --- 1.73%
- Philippe Poutou --- 0.78%
- Nathalie Arthaud --- 0.58%
Macron stellt seine Prioritäten vor
Macron hat in seiner Rede am Wahlabend einige seiner Prioritäten für den Fall seiner Wiederwahl vorgestellt: "Ein unabhängiges und starkes Frankreich für Wissenschaft, Technologie, Militär, Landwirtschaft, ein gerechteres Frankreich, Bildung, Renten, Gesundheit und der Zustand der Krankenhäuser, Klimawandel und ökologische Planung, Laizität, Bekämpfung des islamischen Separatismus."
"Ein Land, das an die Wissenschaft und die Vernunft glaubt und voll und ganz zu Europa gehört" das wiederholte er viermal während seiner Rede. "Ein Land, das stark in Europa ist und an eine Allianz der Demokratien glaubt, das Populisten und Fremdenfeinden eine Absage erteilt, das wahren Humanismus und den Geist der Aufklärung vertritt."
Umfrage sieht Macron im zweiten Wahlgang vor Le Pen
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geht einer Umfrage zufolge als wahrscheinlicher Sieger aus der Stichwahl gegen seine rechte Herausforderin Marine Le Pen hervor. Macron könnte den Zahlen des renommierten Umfrageinstituts Ipsos-Sopra Steria zufolge am 24. April auf 54 Prozent der Stimmen kommen, wie der Sender Franceinfo am Sonntagabend berichtete. Macron und Le Pen hatten sich im ersten Wahlgang für die Stichwahl qualifiziert.
Im Frühjahr 2012, vor genau zehn Jahren, trat die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen zu ihrer ersten Präsidentschaftswahl an. Vom Start ihrer poltischen Karriere an der Seite des Vaters, bis hin zu ihrer heute problematischen Nähe zu Wladimir Putin - hier ein Porträt der Politiker:

Die "Wölfin im Schafspelz": Marine Le Pen will regieren
Marine Le Pen versichert heute: Sie sei nicht mehr dieselbe wie 2017. Sie habe persönliche Reife erlangt und fühle sich bereit, Frankreich zu regieren. Experten warnen vor einer "Wölfin im Schafspelz", weil ihr Programm noch immer extreme Forderungen enthält.Le Pen fordert alle auf, die nicht Macron gewählt haben, für sie zu stimmen
Die rechtsextreme Politikerin Marine Le Pen, die sich für die zweite Runde der Wahlen am 24. April qualifiziert hat, rief alle, die nicht für Emmanuel Macron gestimmt haben, dazu auf, sich ihr anzuschließen.
Im Falle ihrer Wahl wolle sie "die Souveränität Frankreichs wiederherstellen", sagte sie in ihrer Rede vor ihren Anhängern.
Auch der Grüne Eric Jadot ruft seine Wählerinnen und Wähler dazu auf, für Emmanuel Macron zu stimmen - und die extreme Rechte zu blockieren.
Historischer Tiefpunkt für die beiden einst großen "Volks-"Parteien
Den ersten Hochrechnungen zufolge wird es ein historischer Tiefpunkt für die beiden einst großen Parteien auf der linken und rechten Seite sein: Die "Parti Socialiste" mit Kandidatin Anne Hidalgo kommt auf nur 2 Prozent und "Les Républicains", einst UMP, mit Kandidation Valérie Pécresse, kommt auf nur 5 Prozent.
Die beiden einst großen "Volks-"Parteien Frankreichs kommen damit zusammen auf genauso viele Stimmen, 7 Prozent, wie der rechtspopulistische Eric Zemmour.
Valérie Pécresse sagte nach der Wahl: "Heute Abend bin ich zutiefst besorgt über die Zukunft unseres Landes." Sie sei gegen Extremismus und besorgt über den Erfolg von Marine Le Pen in der ersten Runde der Wahl.
Durch viele Redaktionen ging ein Schock, als der belgische Sender RTBF vor den Hochrechnungen des französischen Fernsehens eine Nachwahlbefragung veröffentlichte, in der Macron und Le Pen mit 24 Prozent gleichauf lagen.
In Frankreich dürfen vor 20 Uhr keine Umfragen und Nachwahlbefragungen veröffentlicht werden.
Laut französischen Journalisten arbeitete Marine Le Pen bis zur letzten Minute an ihrer Rede, um diese auf das Ergebnis anzupassen.
Valérie Pécresse und Anne Hidalgo ruften zur Wahl Emmanuel Macron im zweiten Wahlgang auf
Valérie Pécresse von den Republikanern, die nach der ersten Hochrechnung auf nur 5 Prozent der Stimmen kommt, und die sozialistische Präsidentschaftskandidatin Anne Hidalgo, die nur 2,1 Prozent auf sich vereinen konnte, haben bei zur Wahl von Emmanual Macron im zweiten Wahlgang aufgerufen.
Macron und Le Pen treten am 24. April gegeneinander an
Macron und Le Pen treten nun am 24. April gegeneinander an - eine Wiederauflage des Stichwahl-Duells von 2017, in dem Le Pen Macron letztlich klar unterlag. Umfragen sagten für dieses Mal aber einen deutlich knapperen Ausgang vorher. Immer wieder gewann in der Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl auch der Kandidat, der in der ersten Runde auf Platz zwei gelandet war.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die rechtsextreme Marine Le Pen qualifizieren sich laut Umfragen für die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen
In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen liegt Emmanuel Macron mit 28,1 % der Stimmen vorne, gefolgt von Marine Le Pen mit 23,3 %
Linksaußen Jean-Luc Mélenchon liegt nach Angaben des französischen Fernsehens mit 20,1 % auf dem dritten Platz.
Verfolgen Sie unsere Live-Berichterstattung im Fernsehen:
Frankreichs Präsidentschaftskandidaten stimmen landesweit ab




