Odessas Hoteliers am Boden: "Rakete schlug direkt neben dem Pool ein"

Euronews-Korrespoindentin Anelise Borges in Zakota nahe Odessa am Schwarzen Meer
Euronews-Korrespoindentin Anelise Borges in Zakota nahe Odessa am Schwarzen Meer Copyright Euronews
Von Anelise BorgesEuronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Am 8. Mai verwüstete russischer Raketenbeschuss das Hotel Jules Verne in Zakota nahe Odessa am Schwarzen Meer. Eine Woche danach war Euronews-Korrespondentin Anelise Borges dort. Sie berichtet von den dramatischen Folgen des Krieges für die Urlaubsbranche.

WERBUNG

Bis hierhin und nicht weiter: Die Strände der ukrainischen Schwarzmeermetropole Odessa sind abgesperrt. Im Sand verborgen sind tödliche Fallen für russische Soldaten.

Zu Beginn des russischens Angriffskrieges legte das ukrainische Militär dort Minen aus, um Anlandungen russischer Boote zu verhindern,

Viele Einheimische hoffen trotzdem, dass sie die Küste in diesem Sommer genießen können. Darunter Konstantyn, der seinen vollständigen Namen nicht angegeben wollte: "Ich glaube, die Leute werden dieses Jahr an den Strand gehen. Denn die Menschen in Odessa sind nur schwer zu bremsen, wenn es um das Meer geht. Ich denke, dass nächstes Jahr wieder mehr Leute kommen werden. Die Saison wird nächstes Jahr wieder richtig beginnen, wenn die Leute anfangen, sich zu entspannen."

Aber der Einmarsch Russlands wird wahrscheinlich dauerhafte Auswirkungen auf die Tourismusindustrie des Landes haben. Vor allem wegen der beschädigten Infrastruktur - darunter auch Dutzende von zerstörten Hotels

Darunter das Hotel Jules Verne in Zatoka südlich von Odessa. Vor Kriegsbeginn war es buchbar bei vielen internationalen Urlaubsportalen und wurde von Reisenden meist mit "Sehr Gut" bewertet.Und jetzt?

Rakete detonierte neben den Pool

Der Komplex wurde Anfang dieses Monats vollständig zerstört, als eine vom Schwarzen Meer abgefeuerte russische Rakete direkt neben dem Pool einschlug. Nach Angaben der Angestellten wurden mindestens vier Personen durch den Einschlag schwer verletzt. Gott - so sagen sie - habe den Rest von ihnen gerettet.

Euronews-Korrespüondentin Anelise Borges kommentierte in Zatoka: "Der Tourismus in der Ukraine war einmal eine boomende Branche. Im Jahr 2008 reisten rund 30 Millionen Menschen in die Ukraine. Mit dem Beginn des Krieges im Osten des Landes im Jahr 2014 sanken die Zahlen. Mit weniger als drei Millionen Urlaubenden rutschten sie im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand aller Zeiten."

Ohne Arbeit, ohne Hoffnung

Nebenan vom Hotel sagte eine Nachbarin, die ein Bed & Breakfast besitzt, dass dies ihr Lebensunterhalt war - jetzt sei sie ohne Arbeit und ohne Hoffnung.

Bed & Breakfast Betreiberin: "Wir haben keine Arbeit. Der Strand ist vermint."

Anelise Borges: "Was werdet ihr essen?"

Bed & Breakfast Betreiberin: "Das ist unser Leben... unser Lebensunterhalt. Ich muss meine drei Kinder ernähren. Und keiner von uns hat heute Arbeit."

Trotzdem: Viele Menschen in Odessa sagen, dass die materiellen Verluste nichts seien im Vergleich zu dem Gefühl des Verrats durch eine Nation, die viele hier als Teil der "Familie" betrachten.

Dazu sagte die Bed & Breakfast Betreiberin: "Ich habe Angst. Ich habe große Angst. Es ist schrecklich. Ich stehe unter Schock."

Anelise Borges: "Hätten Sie gedacht, dass so etwas hier passieren könnte?"

Bed & Breakfast Betreiberin: "Nein. Ich hätte mir das nicht vorstellen können. Mein älterer Bruder lebt in Russland. Und er hat uns gesagt, dass wir Nazis sind. Wir haben geantwortet, dass sie auf uns geschossen haben. Und er sagte, sie schießen hier nicht. Aber das tun sie doch. Das habe ich nicht erwartet. Wie hätte ich auch? Unser ganzes Leben lang waren Russland und die Ukraine wie Geschwister. Es ist furchtbar."

Das Hotel Jules Verne wurde am 8. Mai dem Erdboden gleich gemacht. Im nahen Odessa ist die Bevölkerung von Schäden dieses Ausmaßes bislang verschont geblieben.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Rotes Kreuz registriert Kämpfer aus Stahlwerk, sucht Angehörige

"Wir warten darauf, dass sie verjagt werden": Zivilisten in der Südostukraine harren aus

Ukrainische Appelle an China: "Rettet die Verteidiger von Mariupol"