Etwas mehr als 250 Kämpfer aus dem Stahlwerk in Mariupol sind nach ihrer Aufgabe jetzt in Händen des russischen Militärs. Ihre Aussichten auf eine baldige Rückkehr in die Heimat sind bescheiden. Über 50 der Männer sind schwer verwundet.
Die Ukraine bangt um das Schicksal der Kämpfer aus dem Asovstal-Stahlwerk in Mariupol, die sich am Dienstag russischen Truppen ergeben haben.
Mehrere Dutzend der über 260 Männer sollen schwer verwundet sein. Sie wurden in Bussen in russisch kontrolliertes Gebiet gebracht und nach russischen Angaben medizinisch versorgt.
Die Regierung in Kiew strebt jetzt einen Austausch gegen russische Kriegsgefangene an. Doch während die Kämpfer in der Ukraine als Volkshelden und Sinnbilder für den nationalen Widerstand verehrt werden, sprachen hohe russische Offizielle bereits unverblümt von möglichen Hinrichtungen und Kriegsverbrecherprozessen.
Daazu sagte die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maliar: "Das sind politische Erklärungen, die als interne Propaganda dienen, mit Blick auf die internen politischen Prozesse in der Russischen Föderation. Von unserer Seite aus können wir sagen, dass der Verhandlungsprozess läuft und dass die Rettungsaktion selbst weitergeht."
"Naziverbrecher" sollen vor Gericht
Im russischen Parlament scheint es starke Unterstützung dafür zu geben, keinen der Azovastal-Kämpfer in einen Gefangenenaustausch einzubeziehen. Ein Großteil von ihnen gehört dem Nationalgarde-Regiment "Asow" an, in dem auch Rechtsradikale kämpfen,
Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin fand drastische Worte: "Naziverbrecher sollten nicht ausgetauscht werden. Sie sind Kriegsverbrecher, und wir müssen alles tun, um sie vor Gericht zu stellen".
Russlands oberster Staatsanwalt hat Berichten zufolge den Obersten Gerichtshof des Landes gebeten, das Asow-Regiment als terroristische Organisation einzustufen.
Die Gruppierung wurde 2014 als Freiwilligenmiliz gegründet, um die von Russland unterstützten Separatisten in der Ostukraine zu bekämpfen. Später wurde die Einheit in die ukrainische Nationalgarde integriert und deren Kommandeure behaupten, sie habe sich von ihren rechtsextremen Ursprüngen entfernt.
Unterdessen sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj, in die Bemühungen zur Rettung der verbliebenen Kämpfer im Stahlwerk seien einflussreiche internationale Vermittler eingeschaltet worden.