Lev Gudkov ist der Leiter eines Meinungsforschungsinstituts in Russland, des Levada-Zentrums. Er sagt, viele Russen wissen nicht, was wirklich passiert.
Die meisten Menschen in Russland befürworteten den Krieg, den ihr Land in der Ukraine führt, heißt es. Und Präsident Wladimir Putin sei so beliebt wie selten zuvor. Wie ist das möglich, fragten wir den Leiter des Levada-Zentrums, dem einzigen nicht-staatlichen Meinungsforschungsinstitut in Russland, das von der russischen Regierung 2016 als "ausländischer Agent" eingestuft wurde. Zuerst fragten wie Lev Gudkov, was weiß die russische Bevölkerung über den Krieg.
Gudkov erklärt: "Es herrscht eine komplette Informationsblockade und Zensur. Die Masse der Bevölkerung informiert sich nach wie vor im Fernsehen, sieht die Fernsehnachrichten. Und im Fernsehen laufen Lügen und Propaganda. Mit Bildern wird manipuliert, mit Bildern werden bestimmte Dinge suggeriert.
Aber es geht nicht nur um Propaganda, es ist nicht nur Propaganda im Sowjet-Stil. Sondern man arbeitet mit der Psychologie der belagerten Festung. Der Kampf gegen den Westen, die Konsoldierung der eigenen Führungsrolle, das ist wie direkt aus der Sowjetzeit. Den Westen, den Feind bekämpfen und sich auf die gute Seite zu schlagen, im Kampf gegen die Nazis. Dabei ist es egal, wer heutzutage zu Nazis erklärt wird.
Das ist die Unterstützung innerhalb der Bevölkerung für den Krieg verständlich. Und auch die positive Bewertung Putins. Das war immer schon so, bei Militäraktionen, Tschetschenien, Georgien, die Halbinsel Krim. Jetzt ist er noch beliebter."