Angst vor Gau in Saporischschja: Moldau ordert eine Million Jodtabletten

Jodtabletten verhindern die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüsen, die bei einer Infektion Krebs entwickeln können.
Jodtabletten verhindern die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüsen, die bei einer Infektion Krebs entwickeln können. Copyright Thierry Roge/AFP
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Von Ben Turner
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Die Republik Moldau versucht die Bevölkerung zu beruhigen, die Menschen sollen nicht in Panik geraten und stockt seinen Vorrat an Jodtabletten für den Fall einer radioaktiven Katastrophe in der Ukraine auf.

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Die Republik Moldau hat eine Million Jodtabletten importiert. In der benachbarten Ukraine toben Kämpfe um das Kernkraftwerk Saporischschja und die Angst im Land vor einer radioaktiven Katastrophe wächst.

Das Land mit seinen 2,5 Millionen Einwohnern versucht, die Bevölkerung zu beruhigen, die Menschen sollen nicht in Panik geraten. Dennoch hat die Republik Moldau, die an die Ukraine grenzt und 480 km vom Kraftwerk Saporischschja entfernt ist, von Rumänien gespendete Jodtabletten bekommen, die im Falle eines nuklearen Notfalls eingenommen werden sollen.

In der Nähe des ukrainischen Kernkraftwerks Saporischschja - dem größten seiner Art in Europa - hat sich der Beschuss verschärft, und die UNO warnt, dass die Kämpfe "zu einer Katastrophe führen könnten".

Die Tabletten können verhindern, dass sich radioaktive Elemente im Körper anreichern. Sie verhindern, dass radioaktives Jod in die Schilddrüsen der Menschen gelangt, die bei einer Strahlenbelastung Krebs entwickeln können.

Die Regierung der Republik Moldau hat bisher keinen Anstieg der Strahlungswerte festgestellt und erklärt, dass die Menschen auf offizielle Anweisungen warten müssen, bevor sie die Pillen einnehmen, die in lokalen medizinischen Einrichtungen gelagert werden.

Im Falle einer Nuklearkatastrophe werden die Jodtabletten jedoch zunächst an Personen ausgegeben, die nicht evakuiert werden oder keinen Schutzraum aufsuchen können, wie zum Beispilel Rettungskräfte, so die Nationale Agentur für öffentliche Gesundheit der Republik Moldau.

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Ein russischer Soldat patrouilliert am 1. Mai 2022 vor dem Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine.AFP

Die moldauischen Behörden raten den Bürgern, sich im Falle eines nuklearen Notfalls in Kellern oder Untergeschossen in Sicherheit zu bringen oder das Gebiet zu evakuieren.

Am 10. August veröffentlichte die moldauische Umweltbehörde Strahlungswerte, die ihrer Meinung nach unter der "Warngrenze" des Landes von 0,25 Mikrosievert (μSv) pro Stunde lagen. Sie veröffentlichte Werte von 0,10 μSv/Stunde und 0,17 μSv/Stunde, die in zwei Kraftwerken in Moldawien gemessen wurden.

In einer öffentlichen Erklärung der Umweltbehörde heißt es: "Nach dem Erscheinen von Medienbereichten über die angespannte Situation im Kernkraftwerk Saporischschja versichern wir der Öffentlichkeit, dass die Umweltagentur die Entwicklung der Radioaktivität in der Umwelt überwacht."

"Derzeit können keine Veränderungen der radioaktiven Grenzwerte registriert werden, die die zulässigen Höchstwerte überschreiten würden."

Die Europäische Union hat sich im März darauf geeinigt, Schutzausrüstungen und Medikamente für den Fall einer nuklearen Katastrophe gemeinsam zu lagern. Eine im März durchgeführte Untersuchung ergab, dass 20 EU-Staaten bereits Jodtabletten vorrätig hatten, wobei viele Vorräte aus der Zeit vor dem Krieg in der Ukraine stammten.

Wer sollte Jodtabletten einnehmen und wann?

Die Regierungen verteilen in der Regel als Vorsichtsmaßnahme Jodtabletten an Menschen, die im Umkreis von 20 km um eine kerntechnische Anlage leben.

Die Tabletten, die Kaliumjodid enthalten, sollen verhindern, dass die Strahlung von der Schilddrüse aufgenommen wird, die Schilddrüsenkrebs entwickeln kann.

Je schneller die Tabletten im Falle einer nuklearen Katastrophe eingenommen werden, desto wirksamer sind sie, so die Centers for Disease Control and Prevention.

Strahlenexperten warnen jedoch davor, Jodtabletten ohne ausdrücklichen Rat der Behörden einzunehmen.

Dr. Hielke Freerk Boersma, Strahlenschutzexperte an der Universität Groningen, erklärte im März gegenüber Euronews, dass die Einnahme der Tabletten als Präventivmaßnahme "negative" Auswirkungen haben könnte.

"Die unnötige Einnahme von Jodtabletten - wie sie bei Panik auftreten kann - könnte auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass diese Auswirkungen auftreten, sehr gering ist", sagte Dr. Boersma.

Experten sagen auch, dass die Einnahme höherer Dosen von Kaliumjodid als empfohlen zu schweren Erkrankungen oder zum Tod führen kann.

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