In Polen scheint es eine große Bewegung zu geben, die sich kritisch über ukrainische Flüchtlinge äußert. Wenn man genauer hinschaut, muss man Zweifel an der Echtheit dieser Informationen haben.
Vergangene Woche hat auf Twitter der Hashtag StopTheUkrainisationOfPoland, zu Deutsch: Stoppt die Ukrainisierung von Polen, getrendet. Vorangegangen war eine Gesetzesinitiative gegen Einwanderung, eingebracht von der polnischen Rechtsaußenpartei Konföderation der Freiheit und Unabhängigkeit.
Die Partei hat seit dem Angriff auf die Ukraine als einzige Parlamentspartei Stimmung gegen die Hilfe für ukrainische Flüchtlinge gemacht. Ihr Argument: Diese würden Privilegien auf Kosten der polnischen Bevölkerung bekommen. Auf den ersten Blick scheinen viele Twitter-Nutzer in Polen diese Haltung zu unterstützen, der Hashtag wurde bis zum 27. August fast 50.000 mal weiterverbreitet. Parteichef Gregorz Braun sprach vom populärsten Hashtag in Polen.
Aber die Kampagne war großteils manipuliert, heißt es aus dem Forschungslabor für digitale Forensik der US-Denkfabrik Atlantic Council. Der Autor der Studie sagte gegenüber Euronews, dieser Trend ist in Polen schwächer als es auf den ersten Blick scheint.
Der Studie zufolge haben einige wenige, aber besonders fleißige Twitter-Accounts den Hashtag bis zu 200 Mal pro Tag getweetet und ihm damit in die Liste der populärsten Twitter-Themen verholfen. Bei diesen Accounts könnte es sich um automatische "Bots" handeln.
Astroturfing nenn man das: Eine kleine, verdeckt arbeitende Zahl an Nutzern versucht den falschen Eindruck zu erwecken, eine Bewegung habe großen Zuspruch im Internet. Aber obwohl der Hashtag in Polen ein paar Tage lang "getrended" hat, hat ihn nie eine größere Zahl an echten Twitternutzern aufgegriffen.
Eine Untersuchung des polnischen Instituts PIE hat ergeben, dass 77 Prozent der Polen Flüchtlingen aus der Ukraine zu Beginn des Krieges geholfen haben. Der Hashtag ist also kein Beweis dafür, dass viele Polen ein Problem mit ukrainischen Flüchtlingen haben.