"Keine Zukunft": Tausende protestieren in Tunis gegen Präsident und Wirtschaftskrise

Menschen schwenken Nationalflaggen und halten Plakate hoch bei einer Demonstration gegen Präsident Kais Saied in der Hauptstadt Tunis
Menschen schwenken Nationalflaggen und halten Plakate hoch bei einer Demonstration gegen Präsident Kais Saied in der Hauptstadt Tunis Copyright FETHI BELAID/AFP or licensors
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Von Euronews mit AFP
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"Geh weg", "Aufstand gegen Kais, den Diktator", "Das Volk will den Präsidenten entlassen", stand unter anderem auf den Plakaten.

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Tausende Tunesier demonstrierten am Samstag in Tunis gegen die Politik von Präsident Kais Saeid, den sie für die schwere Wirtschaftskrise im Land verantwortlich machen.

Angeführt von der Front de Salut National, einer Koalition aus Oppositionsparteien, der auch die islamistisch inspirierte Ennahdha angehört, zogen die Demonstranten durch die Hauptstraßen der tunesischen Hauptstadt und forderten den Rücktritt des Präsidenten.

"Geh weg", "Aufstand gegen Kais, den Diktator", "Das Volk will den Präsidenten entlassen", stand unter anderem auf den Plakaten.

Tunesien, das an einer Verschuldung von über 100% seines BIP erstickt und nicht in der Lage ist, auf den internationalen Märkten Kredite aufzunehmen, verhandelt mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über einen Kredit in Höhe von rund zwei Milliarden US-Dollar.

Galoppierende Inflation

Diese Finanzkrise hat sich in den letzten Monaten in wiederkehrenden Engpässen bei Grundnahrungsmitteln (Mehl, Zucker, Kaffee..) vor dem Hintergrund einer galoppierenden Inflation (fast 9% im August im Vergleich zu einem Jahr) niedergeschlagen.

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Tunesiens wurden durch die Covid-19-Krise und den Krieg in der Ukraine noch verstärkt, wegen der stark verteuerten Getreide- und Kohlenwasserstoffimporte, von denen das Land abhängig ist.

Tunesien steckt außerdem in einer schweren politischen Krise, seit Präsident Saied im Juli 2021 durch einen Putsch die volle Macht an sich gerissen hat.

Keine Zukunft für Tunesien?

"Wenn die derzeitige politische Macht fortbesteht, gibt es keine Zukunft für Tunesien. Armut, Arbeitslosigkeit und Verzweiflung werden zunehmen", so er ehemalige Premierminister Ali Laarayedh, stellvertretender Vorsitzender der Ennahdha, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Unterdessen fand am Samstag in Tunis ebenfalls eine weitere Demonstration gegen die Verschlechterung der Lebensbedingungen statt, die von der antiislamistischen Oppositionspartei Parti des Destourien Libre (PDL) organisiert wurde. Die Teilnehmer hielten leere Körbe hoch und verwiesen damit auf die stark gesunkene Kaufkraft. Souad, eine Rentnerin, beschuldigte Präsident Saied, "nichts getan zu haben". Ihrer Meinung nach habe sich die Situation seit seinem Amtsantritt 2019 nur verschlechtert".

An der von der Front der Nationalen Rettung organisierten Demonstration nahmen rund 1.500 Personen teil, während die von der PDL angeführte Demonstration fast 1.000 Teilnehmer zählte, wie das Innenministerium der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.

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